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Windows Phone Apps: Zu wenige im App Store?

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App Stores als zentrale Anlaufstellen für Applikationen sind keine Erfindung von Apple, diese Einrichtung kannten wir schon vor dem Launch des iPhones im Jahr 2007. Doch Apple hat allen gezeigt, dass für den Erfolg eines Smartphones das umgebende Ecosystem in Form von Software und Services unerlässlich ist.

Heute dominieren zwei App Stores den Markt: Apple und Google. Amazon, Microsoft und Blackberry erscheinen neben diesen beiden wie Zwerge.

Keine Aufholjagd erkennbar

Als 2013 Microsoft die Smartphone-Sparte von Nokia übernahm, rechnete man mit einer Aufholjagd von Microsoft, nicht nur bei den Geräten, auch beim Aufbau des besagten Ecosystems. Microsoft bemühte sich redlich und mit viel Geld, erfolgreiche Apps auch auf seine Plattform zu holen und mit dem Angebot dieser Apps auch die eigenen Geräte für die Nutzer attraktiver zu machen.

Doch offensichtlich haben diese Bemühungen nicht die erhofften Früchte getragen, der Windows Phone Store liegt immer noch weit hinter den beiden Platzhirschen bei der Anzahl der verfügbaren Apps und jüngst wurde angekündigt, im Smartphone-Bereich knapp 8.000 Mitarbeiter zu entlassen.

Fehlendes Ecosystem. Wirklich?

Letzte Woche erschien nun ein Artikel bei Mobilegeeks, dass Microsoft vorhat, universelle Applikationen anzubieten. Für Windows 10 entwickelte Software soll auch ohne große Anpassungen auf Windows Phone laufen. Diesen Artikel postete ich auch auf unserer Facebook-Seite und bemängelte wieder einmal das fehlende Ecosystem von Microsoft.

Nun warf „Herb Ert“ ein, dass diese Kritik unbegründet wäre, denn alle „Apps welche der normalo-User auf iOS und Android auch wirklich verwendet“ (sic!) seien auch auf Windows Phone vorhanden, so dass dieses Argument nicht stichhaltig wäre. Er belegte das mit Zahlen von Comscore zu den Top25 Apps nach eindeutigen Besuchern.

Wir können das Alter und die Beschränkung auf die USA vernachlässigen, denn eine spätere oder weltweite Analyse würde sicherlich ähnliche Daten liefern, mit nur geringen Abweichungen bei US-spezifischen Apps wie z.B. Pandora.

Würde ich wechseln?

Es ist absolut korrekt, wenn man die meist genutzten Apps anschaut, dass diese – wenn nicht direkt so doch mit gleichwertigen Alternativen – auch auf Windows Phone vorhanden sind. Doch liegt meiner Meinung nach hier die Tücke im Detail und so habe ich mich gefragt, ob ich unter Berücksichtigung meines eigenen Nutzungsverhaltens „problemlos“ auf Windows Phone wechseln könnte.

Was meine ich mit „problemlos“? Es müsste so sein, dass ich bestenfalls alle Apps, die ich regelmäßig nutze auch auf Windows Phone vorfinde. Das wäre optimal. Da dies sicherlich nicht so sein wird, würde ich erwarten, dass alle Apps, die für mich elementar wichtig sind, auch auf Windows Phone vorhanden sind. Dazu unten mehr. Und es würde bedeuten, dass ich in den Fällen, in denen ich die von mir derzeit genutzten Apps nicht vom gleichen Anbieter vorfinde, einfach und unkompliziert eine ebenso gute Alternative finde. Hier hege ich die größten Zweifel, dass ich hier nicht vor längeren Suchen stehen würde.

Blick auf meinen Startscreen

Also habe ich mich entschlossen, nur die Apps von meinem Startscreen einmal durchzugehen und zu schauen, ob es sie vom gleichen Publisher auch auf Windows Phone gibt. Dies betrifft also alle Apps, die ich schnell im Zugriff haben will, weil ich sie öfter als die anderen brauche. Die „Exoten“ unter meinen Apps habe ich mir also nicht angesehen, denn hier würde ich bei den meisten Apps eine Entsprechung bei Windows Phone erst gar nicht erwarten. Und es ging ja auch um den „Normalo“, dem ich bei vielen intensiv genutzten Apps sicherlich ähnlicher bin als bei den Apps, die in den weiteren Screens meines Smartphones schlummern.

Ausgangspunkt ist mein Oneplus One mit Android 5.0.2. Die Gruppierungen der Apps folgen weitestgehend meiner Struktur auf dem Startscreen. „Alternativen vorh.“ heißt, dass es zwar nicht die Original-App gibt, aber Lösungen von Drittanbietern, deren Leistungsfähigkeit ich mir aber nicht angesehen habe.

Dies ist keine Tiefenanalyse sondern ein schneller Scan. Ich habe auch nicht nach Alternativen recherchiert und/oder ob diese gut oder schlecht sind.

App Windows Phone Anmerkungen
Mobilität
Lufthansa ja
moovel nein
HVV nein
Stadtrad ja
Kayak ja
car2go nein
myTaxi ja
Medien
Chromecast nein
Amazon Prime nein
mt cast nein
Netflix ja
feedly nein Alternativen vorh.
niuws nein
Upload Magazin nein
Amazon Cloud Drive nein
Amazon Kindle ja
Produktivität
Office Calculator nein
Licht & Lupe nein
Sunrise Calendar nein
Pocket nein Alternativen vorh.
trello ja
Dropbox ja
Evernote ja
Google Notizen nein
Scanbot nein
IFTTT ja
Google Authenticator nein Alternativen vorh.
Gmail nein
Todoist nein
Musik
Spotify ja
Tunein Radio ja
Radio.de ja
Shazam ja
Soundhound ja
Soundcloud ja
Deezer ja
Google Play Music nein
Foto & Video
Lapse It nein
Camera Zoom FX ja
VSCO Cam nein
Phonto nein
Pixlr nein
Fyuse Beta nein
Periscope nein
Social & Networking
Facebook ja
Messenger ja
Facebook Seitenmanager ja
WhatsApp ja
Hootsuite nein
Xing ja
LinkedIn ja
Buffer nein
Pinterest ja
Snapchat nein angekündigt
Google+ nein Alternativen vorh.
Sonstiges
Our Groceries nein
Chrome nein

‚Normale‘ Apps vorhanden

Wie erwartet sind die meisten „Großen“ auch auf Windows Phone verfügbar, Google hatte ich nicht wirklich erwartet. Ganz vorn liegen natürlich die Social Networks und Musik-Streaming Angebote. Bei den Foto und Video Apps hätte ich eine ganz schlechte Quote für einen problemlosen Wechsel, doch kann ich mir gut vorstellen, dass es ähnliche Apps von anderen Publishern auf Windows Phone gibt, die ich dann „nur“ finden müsste.

Ärgerlich wäre es für mich, wenn Mobilitätslösungen wie die HVV-App (ÖPNV in Hamburg) und moovel/car2go nicht mehr nutzbar wären.

Die These, dass es für den „Normalo“ kein großes Problem wäre, auch Windows Phone zufriedenstellend zu nutzen, wird also durch diese Auswahl von Apps gestützt. Doch betrachten wir das Vorhandensein der „Großen“ als gegeben und normal, entscheidet es sich beim individuellen Verhalten und den damit verbundenen Anforderungen.

Individuelle Entscheidung

Für mich gibt es aufgrund meines Nutzungsverhaltens Apps, ohne die es schlicht nicht geht: Hootsuite, Buffer und niuws sind schlicht unersetzlich, gefolgt von einigen sehr lieb gewonnenen wie Our Groceries, für die es ggf. auch Alternativen gibt.

Könnte ich wechseln? Ja, unter großen Schmerzen (also Aufwand und Reibungsverlusten) und mit der Veränderung von eingespielten Arbeitsprozessen, nicht nur auf Mobile sondern dann zwangsläufig auch auf dem Desktop.

Würde ich wechseln? Nein, eben genau aus diesem Grund, aber auch weil bei den „Exoten“ die Auswahl eben bei Android schlicht größer ist und ich unter vielen verschiedenen Alternativen wählen kann, bis ich die App gefunden habe, die mir wirklich gefällt.

Darüber hinaus kann ich rein subjektiv keinen Grund erkennen, warum ich mir die Mühe eines Wechsels machen sollte. Lock-In-Effekt, Bequemlichkeit, Gewohnheit und ein fehlender Benefit bei Windows Phone werden mich bei Android (erst einmal) bleiben lassen.

Das ist meine ganz persönliche Sichtweise, die sehr davon geprägt ist, dass ich auf dem Smartphone auch arbeite. Doch warum steht, wenn es für den Normalo nach dieser absolut nicht repräsentativen Analyse angeblich keine stichhaltigen Argumente gibt, nicht auf Windows Phone zu setzen, dann Microsoft im Vergleich so schlecht da? Das hat sicherlich noch viele andere Gründe. Doch das wäre ein Thema für mindestens einen weiteren Artikel.

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