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Praxistest: Mobile Payment mit der Netto App

Über Mobile Payment wird im Moment viel geredet, aber für den Endkunden spielt Mobile Payment am POS noch keine große Rolle. Nun hat Netto, der drittgrößte Discounter in Deutschland, die Möglichkeit geschaffen, über eine Smartphone-App (Android, iOS, Windows Phone) Einkäufe direkt an der Kasse zu zahlen.

Um die App zu nutzen, benötigt man einen Netto-Account. Diesen kann man sich direkt aus der App heraus oder über die Webseite unter https://www.my-netto.de anlegen. Die Registrierung erfordert etwas Geduld. Es werden neben der Bankverbindung eine Vielzahl von Daten abgefragt und zwei Freischaltcodes generiert.

Den ersten Code bekommt man per SMS, zweiteren bekommt man, ähnlich wie bei Paypal, im Verwendungszweck in Form einer Überweisung auf das hinterlegte Referenzkonto mitgeteilt. Beide Freischaltcodes müssen innerhalb der App eingetragen werden. Der erste Code reicht aber aus, um die ersten Einkäufe (bis 150 Euro innerhalb der ersten fünf Tage) zu tätigen. Abgewickelt werden die Zahlungen von der Deutschen Post.

Will man über die App bezahlen, muss man diese nur starten und den Bezahlvorgang einleiten. Das kann man schon vor der Kasse erledigen, denn eigentlich bezahlt man nicht mit der App. Die App generiert über den Account einen 4-stelligen Bezahlcode mit einer Gültigkeit von fünf Minuten, welcher dem Kassierer, der Kassiererin mitgeteilt wird. Nach Eingabe des Codes wird eine Lastschrift auf dem Referenzkonto ausgelöst.

Im Nachgang bekommt man den Warenkorb als E-Mail zugeschickt. Selbiger ist auch nachträglich im persönlichen Bereich von https://www.my-netto.de aufrufbar.

Das Netto eine App zum mobilen Bezahlen veröffentlicht hat, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auch der Mehrwert, den Warenkorb im Nachgang per E-Mail zugeschickt zu bekommen, gefällt.

Wo Licht ist, ist auch Schatten und diese gibt es in mehrerlei Hinsicht. Zum Einen ist die Netto-App eine Insellösung und funktioniert dementsprechend nur mit Netto. Es bleibt zu bezweifeln, dass die Kunden für jeden Anbieter eine eigene App nutzen werden. Dagegen spricht die unterschiedliche Handhabung, eine Vielzahl von Accounts die es bei mehreren Anbietern zu Verwalten gibt und die damit einhergehenden unterschiedlichen Bezahlverfahren.

Zum Anderen macht es Netto dem Anwender nicht leicht zu bezahlen. Anstatt eine einfache App mit Fokussierung auf den Bezahlvorgang zu entwickeln, kommt die App mit einer Vielzahl von mehr oder weniger nützlichen Funktionen: Filialfinder, Gutscheinfunktion, Angebote, Barcodescanner und Einkaufsliste. Das eigentliche bezahlen steht da schon fast im Hintergrund.

Was fehlt ist nicht eine „App“ zum mobilen Bezahlen. Was fehlt ist ein Dienst zum mobilen Bezahlen. Technisch gesehen bezahlt man bei Netto auch nicht mit der App, sondern mit dem Netto-Account. Die App ist nur das Vehikel bzw. das Werkzeug, welches einen Code generiert hinter dem die Accunt-Daten hinterlegt sind. Das würde genauso gut mit einem Benutzernamen und PIN / Kennwort funktionieren. Oder mit Handynummer und SMS.

Es bleibt spannend, denn die Edeka-Mutter testet bereits einen ähnlichen Dienst. Bleibt nur zu hoffen, das es irgendwann einen Standard gibt – oder einen Aggregator, der dann alle Bezahldienste am POS zusammenfasst.

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