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Mobile Wallet – die Kernfrage lautet: Wem gehört der Kunde?

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Das Thema Mobile Payment ist nicht nur ein Wettstreit um neue Bezahlverfahren. Die Frage, wer verdient wie viel bei einer Transaktion, steht scheinbar im Vordergrund. Ich denke der eigentliche Kernpunkt des Wallet-War, ist der Kampf um die Neuverteilung der Kundenbeziehungen. Die Frage lautet: Wem gehört der Kunde?

Mobilfunkanbieter, Hardwarehersteller, Internetunternehmen, Finanzdienstleister und der Handel bringen sich für eine günstige Ausgangsposition in Stellung.  Den Verlauf der Frontlinien sieht man besonders gut, bei der Betrachtung der NFC-Infrastruktur.

Das Secure Element

Die Kernkomponente auf dem Handy, ist das Secure Element (SE).  Genau wie bei der Smartcard werden im SE sicherheitsrelevante Informationen gespeichert. Der wesentliche Unterschied zwischen SE (im Mobiltelefon) und Smartcard (auf einer Plastikkarte) ist, dass im SE mehrere Sicherheitsbereiche für unterschiedliche Anwendungen liegen können (z.B.  können Kredit- und Debit Karten neben Fahrkarten und neben Coupons, etc. angesiedelt werden). Die Auswahl erfolgt über das Wallet-Menü.

Mobile Payment mit Google

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die Möglichkeit, diese Sicherheitsbereiche nachträglich „Over the Air“ (OTA) zu bearbeiten. D. h. an den Applikationen im Handy des Kunden können nachträglich über mobile Netze Veränderungen vorgenommen werden.

Diese Operationen können nur durch den Herausgeber (Issuer) des SE durchgeführt werden. Der Issuer kann diese Aufgabe delegieren. Der ausführende Dienstleister wird als „Trusted Service Manager“ (TSM) bezeichnet. Bei all diesen Abläufen wird ein hoher Sicherheitsstandard gewährleistet, der auch für Banken ausreichend ist.

Die Platzierung des SE im Handy kann auf verschiedene Wege umgesetzt werden:

Was sind nun die Vor- und Nachteile der obigen drei Konzepte?

Der direkte Einbau in das Handy erscheint zunächst naheliegend. Nachteil, bei jedem Handywechsel  müssen alle Daten übertragen werden.

Das Aufbringen des SE auf der SIM-Karte wird von den Mobilfunkbetreibern propagiert. Hierfür wurde eigens eine Schnittstelle mit dem Namen „Single Wire Protocol“ (SWP) standardisiert.
Bei einem Wechsel  auf ein anderes Handy, braucht man bloß die SIM-Karte umzustecken. Bei einem Wechsel des Mobilfunkbetreibers steht man aber vor dem gleichen Problemen, wie in Lösung Eins.

Anscheinend spricht vieles für ein Wechselmedium mit SE. Was hier fehlt ist eine standardisierte Schnittstelle wie das SWP für die SIM Karte. Die Wechselmedien mit SE sind derzeit Insellösungen.

Telkos setzen auf die SIM

Die Mobilfunkbetreiber haben kein Interesse an einer anderen Lösung als der SIM. Das SE auf der SIM-Karte macht sie zum Türwächter am Mobile Wallet des Kunden. Neben der zusätzlichen Verdienstquelle wird auch die Kundenbindung gestärkt.

Die Handy Hersteller sind auf die Mobilfunkbetreiber als Vertriebskanal für ihre Produkte angewiesen. Sie treiben eigene Entwicklungen nur vorsichtig voran. Alle Hersteller? Nein! NFC auf dem iPhone, ohne dass Apple gleichzeitig die exklusive  Kontrolle über das SE besitzt, halte ich für ausgeschlossen!

ISIS – Initiative der US-Mobilfunkanbieter

Ein Blick über den Atlantik zeigt, dass der Wettstreit in den USA mit harten Bandagen ausgetragen wird. Google hat für sein Wallet von den vier großen Mobilfunkbetreibern nur eine Übereinkunft mit Sprint erzielt. Die Anderen haben sich im ISIS-Konsortium zusammengeschlossen und werden ein eigenes Wallet herausgeben.  Google hat sich bei der Federal Communications Commission (FCC) über die Blockade seiner Wallet-App beschwert. Verizon’s Antwort: Man könnte auf die Blockade verzichten, wenn Google Wallet ohne eigenes SE auskommt.

Müssen die Mobilfunkanbieter mit weiterer Konkurrenz rechnen?

Ich denke schon. Das Potential von Mobile Wallets geht weit über das Thema Payment hinaus. Die Banken und der Handel werden früher oder später, dieses interessante Geschäftsfeld für sich entdecken. Technische Blockaden sind jedenfalls keine Lösung. Sie führen nur zu einem Ruf nach Regulierung des Marktes.

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