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Mobile Payment Praxistest:  YAPITAL

Nachdem ich YAPTIAL im letzten Jahr schon mal einem kurzen Vergleichstest unterzogen hatte, gehe ich heute etwas detaillierter auf dieses Bezahlverfahren ein.

Neben Collins ist YAPITAL ein weiteres großes Infrastrukturprojekt, mit dem der  Otto Konzern möglicherweise Anschluss zu GAPFAM halten will. Die Roadmap gehört zu den  ambitioniertesten auf dem Mobile-Payment-Markt. Biometrie, Digitaler Kassenbon, NFC, BLE – kein mir bekanntes Feature, zu dem es nicht eine Lösung oder Ankündigung von YAPITAL gibt.

Beginnen will ich aber zunächst einmal mit dem Grundkonzept, Bezahlen am POS. Nach der Registrierung erhält man ein Prepaid-Konto bei der Luxemburger Dependance. Als Auflademöglichkeit werden Kreditkarte und Lastschriftverfahren angeboten. Für die Aufladung per Kreditkarte wird eine Gebühr in Höhe von 2 % erhoben. Das Lastschriftverfahren ist ohne Kosten für den Benutzer und die Registrierung erfolgt ohne aufwendige und Zeit raubende Kleinbetragsüberweisungen oder ein Postident-Verfahren.

Also entweder geht hier YAPITAL zu Gunsten einer guten Benutzererfahrung ins Risiko oder verfügt über ein sehr gutes Scoring und Betrugserkennungsverfahren. Der Hinweis auf eine Kooperation mit der GB Group und deren „ID3 Identifizierungssoftware“ lässt eher das Letztere vermuten.

Die weiteren Komponenten machen jedenfalls den Eindruck, dass das Thema Sicherheit großgeschrieben wird. Das beginnt bei sehr komplexen Regeln für die Passwortwahl. Ein vergessenes Passwort lässt sich dann auch nur mit einer TAN, die per SMS geschickt wird, zurücksetzen. Die App kann nur mit einer vierstelligen PIN geöffnet werden. Die PIN dient dabei nur dem lokalen Schutz der App und kann auf unterschiedlichen Smartphones auch verschieden sein. Alle registrierten Handys sieht man in seinem Yapital-Account auf der Webseite. Dort kann man die Registrierungen auch wieder löschen.

Sobald alles eingerichtet ist, kann man also zum Bezahlen schreiten. Vorrangig sind dies die Görtz-Schuhläden und viele REWE Märkte. Die Einführung begann bei REWE im letzten Jahr begonnen wurde mit den vom Konzern in Eigenregie betriebenen Märkten. Mittlerweile sind auch 800 Partnerunternehmen hinzu gekommen. Weitere Geschäfte werden laut YAPITAL in Kürze folgen.

Der Bezahlvorgang besteht aus den folgenden Schritten (Ich setze dabei voraus, man hat vorher entweder ausreichend Guthaben aufgeladen oder das automatische Aufladen aktiviert.):

  1. An der Kasse sagt man Kartenzahlung
  2. Auf dem Terminal drückt man dann die 1 für YAPITAL
  3. Smartphone entsperren und YAPITAL-App starten
  4. PIN eingeben
  5. In der App auf Bezahlen navigieren
  6. Den auf dem Terminal angezeigten QR Code scannen
    (sollte es dabei Probleme geben, kann man den Blitz zur besseren Ausleuchtung über die Taschenlampenfunktion einschalten)
  7. Nach Erfassen der Transaktionsdaten auf Ok klicken
  8. Es erfolgt eine Anzeige, wo und wie viel man gerade bezahlt hat.
  9. Jetzt nur noch einmal ok klicken und schon ist bezahlt

Ältere mz-Leser mögen sich dabei vielleicht an ein Lied von Mike Krüger erinnern.

Hat man erst  einmal ein wenig Routine entwickelt, führt man die Schritte 2 bis 5 bereits während der Wartezeit an der Kasse durch. Der eigentliche  Zahlvorgang dauert dann bei ausreichender Mobilfunk Netzabdeckung ca. 2 bis 3 Sekunden.

Hat das Handy keine Datenverbindung, ist das Bezahlen überhaupt nicht möglich. Für Kassen im Mobilfunkloch will YAPITAL Bluetooth zur Überbrückung anbieten. Dazu gibt es bereits Kooperationen mit Herstellern von Kassensystemen wie POSPartner.

In Hamburg ist man felsenfest davon überzeugt, dass der oben beschriebene Zahlungsprozess sich bei allen Händlern der Republik durchsetzen wird. Falls das nicht kurz- oder mittelfristig geschieht, gibt es auch einen Plan B. Die YAPITAL MasterCard. Es handelt sich um eine Mastercard Prepaidkarte. Herausgegeben durch die YAPITAL FINANCIAL AG.

Auf der Karte befindet sich zwar nicht das mittlerweile stark verbreitete Kontaktlos-Logo. Dafür ist  auf der Rückseite aber ein PayPass-Logo, welches auf die entsprechende Hardware-Ausstattung der Karte hinweist. Wichtig: Die Karte muss zuerst auf der Webseite aktiviert werden. Danach muss eine kontaktbehaftete Transaktion durchgeführt werden. Anschließend ist NFC verfügbar.

Mit Kreditkarte kann bezahlt werden, sobald Guthaben auf dem YAPITAL-Konto verfügbar ist. Die automatische Aufladung steht im Zusammenhang mit Kreditkartenzahlungen nicht zur Verfügung, soll aber in Kürze kommen. Also im Augenblick vor dem Karteneinsatz den Guthabenstand prüfen und gegebenenfalls eine Aufladung anstoßen. Das ist innerhalb weniger Sekunden erledigt. Das kontaktlose Bezahlen mit der YAPITAL-Karte funktioniert nach bewährtem Standard.

Die P2P-Funktionalität, also der Geldtransfer an andere YAPITAL Kunden, steht sofort mit der Konto-Aktivierung zur Verfügung. Eine separate KYC-Verifizierung ist anscheinend nicht notwendig. Allerdings muss man das Email-Konto des Empfängers kennen, mit dem dieser bei YAPITAL registriert.

Fazit:

Beginnen möchte ich mit der App. Diese kommt zwar etwas verspielt daher, aber wenn man sich mal auf die von YAPITAL angedachte Benutzerführung einlässt, ist sie gut zu bedienen. Alle wesentlichen Funktionen sind enthalten und die Transaktionshistorie wird übersichtlich dargestellt. Als kostenfreie schnelle Auflademöglichkeit steht die  Lastschrift zur Verfügung. Diese ist sehr schnell eingerichtet und funktioniert performant und zuverlässig.

Bevor ich als nächstes auf das spezifische Bezahlverfahren eingehe, möchte ich zuerst zwei Ergebnisse einer von YAPITAL in Auftrag gegebenen Umfrage von TNS Infratest zitieren:

Das Scannen eines QR-Codes mit dem Smartphone zur Einleitung eines Bezahlvorgangs ist in meinen Augen eine sinnvolle Ergänzung für ein Mobile Wallet. Es gibt mit Sicherheit viele Anwendungsfälle, um dieses Verfahren einzusetzen. Das Bezahlen an der Spitze einer 10 m langen Kassenschlange am Samstagmorgen im Supermarkt gehört nicht dazu! Auch wenn die App noch so gut gemacht ist, in diesem Ablauf gibt es zu viele Möglichkeiten für eine Fehlbedienung seitens des Endbenutzers. Selbst wenn es YAPITAL gelingt, das Funkloch am POS über Bluetooth zu schließen, eine flächendeckende Verbreitung dieses Systems sehe ich nicht.

Daher finde ich es nur konsequent, dass YAPITAL über die kontaktlose Kreditkarte seinen Kunden auch alternative Lösungen anbietet.

Ein weiteres Fazit aus der oben angesprochenen Umfrage ist:

Nach meinem Eindruck könnte YAPITAL in dieser Wertungskategorie eine hohe Punktzahl erlangen.

Ich bin auf die weitere Entwicklung gespannt. Noch sieht es aus, als ob alle Ziele allein, ohne große strategische Partnerschaften erreicht werden sollen. Ob das gelingt? Google müht sich seit drei Jahren und hat trotz seiner Ressourcen und angeblich mehr als 300 Mio. US-$ den Durchbruch noch nicht geschafft.

Ob Otto auch so tiefe Taschen hat?

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