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Responsive Webdesign: Maßanzug statt Einheitsdress

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Vor einiger Zeit hat Patrick Voelcker in seinem Artikel „Warum Responsive Webdesign Schrott ist“ in ein digitales Wespennest gestochen und die Gemüter damit erhitzt. Verständlicherweise, denn der Trend in Richtung Responsive Webdesign ist eine Entwicklung, die Unternehmen nicht vernachlässigen dürfen.

Doch wie sieht es in der Realität aus? Das digitale Nutzungsverhalten der Menschen hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Mittlerweile gehen mehr als die Hälfte der Internetnutzer mobil ins Netz, Tendenz steigend (Studie der Initiative D21).

Mit den veränderten Nutzungsgewohnheiten wachsen auch die Ansprüche der User an einen mobilen Internetauftritt. Unternehmen sollten angesichts dieser Entwicklungen ihre Website für mobile Endgeräte optimieren. In Zukunft müssen die Inhalte auf allen Endgeräten fehlerfrei zu sehen sein.

B2B noch Entwicklungsland

Dass dem noch nicht so ist, wird vor allem im B2B-Bereich deutlich. Obwohl gerade Geschäftsführer und Entscheider Smartphones und Tablets tagtäglich nutzen, sind ausgerechnet deren eigenen Firmenwebsites häufig noch nicht mobil ausgerichtet, geschweigedenn responsive. Das bestätigt auch der aktuelle B2B Online Monitor: Nur ein Viertel der befragten Unternehmen hat bereits eine mobile Website im Einsatz, knapp 50 Prozent planen immerhin deren Einrichtung.

Dabei scheint der allgemeine Konsens derzeit ganz klar zu sein, wo die Reise hingehen wird: Nicht jeder muss jetzt sofort auf den mobilen Zug mit Endhaltestelle „Alles mobil“ aufspringen und sämtliche Internetauftritte komplett neu gestalten. Unternehmen sollten sich aber jetzt bereits aktiv mit dem Thema auseinandersetzen und die veränderten Nutzungsbedingungen in ihre zukünftige Strategie mit einbeziehen.

Grundlage ist das Konzept

Dabei bedarf es vor der Umsetzung einer genauen Analyse, weswegen sich ein Unternehmen schon vorab folgende Fragen stellen sollte:

Wer auch nur eine der fünf Fragen nicht beantworten kann, sollte keinesfalls „blind“ die Website optimieren, sondern zurück ans Reißbrett.

Alle anderen haben je nach Ergebnis verschiedene Möglichkeiten:

Je nach Bedarf kann bzw. muss der Unternehmer die genannten Möglichkeiten diskutieren, um mit dem veränderten Nutzerverhalten umzugehen, wobei Responsive Webdesign momentan die am meisten diskutierte Variante ist. Deshalb möchte ich einige der oft genannten Kritikpunkte genauer unter die Lupe nehmen.

Zwei Designs reichen

Manche Gegner des Responsive Webdesigns sind der Meinung, dass zwei Webdesigns ausreichen, um allen Userwünschen gerecht zu werden. Das sehe ich kritisch. Schon die Marktforscher der Furry Analytics teilen Smartphones und Tablets in 5 Displaykategorien ein – von TV-Screens oder noch größeren Geräten ganz zu schweigen.

Dabei geht die Entwicklung weiter voran: Ständig kommen neue Smartphones sowie Tablets und verschiedene Screengrößen auf den Markt. Mit zwei Websites können einige Unternehmen also vielleicht den aktuellen Entwicklungen gerecht werden, optimal und zukunftsorientiert ist das aber nicht.

Zu viel Scrolling

Ein weiterer oft genannter Kritikpunkt an Responsive Webdesign ist die identische Darstellung der Inhalte und das damit oft verbundene viele Scrolling. Ist das benutzerunfreundlich? Ja und nein. Content sollte doch generell so aufbereitet sein, dass der Leser den Text gerne weiterliest – oder?

Ist das der Fall, akzeptiert er es ohne weiteres, ab und an mal zu scrollen. Zumal gerade Smartphones dafür bestens geeignet sind. „Mobil optimiert“ muss auch nicht gleich „verkürzt“ bedeuten. Wer die Textlänge für mobile Endgeräte trotzdem kürzer darstellen möchte, kann das über Responsive Webdesign problemlos anpassen.

Dazu möchte ich drei besonders gelungene Beispiele für Responsive Webdesign aufzählen:

Alle drei Websites haben ihren Auftritt mittels Responsive Webdesign sehr gut gelöst und kommen mit nur einer Website für alle Geräte aus – trotz vieler multimedialer Inhalte und Verschachtelungen.

Fehlende Nutzerfreundlichkeit

Das bringt uns zum Thema Usability: Die Nutzerfreundlichkeit einer Website ist abhängig von Konzeption, Aufbau und Inhalt. Das trifft auf die normale Desktopversion genauso zu wie auf mobile oder responsive Websites. Die allerersten optimierten Seiten hatten im Hinblick auf die Usability vielleicht noch ihre Schwächen, inzwischen sieht das anders aus.

Gerade durch RESS (Responsive Design and Serverside Components) ergeben sich viele Gestaltungsspielräume: Nicht mehr nur die Bildschirmgrößen, auch Inhalte und Funktionen können individuell angepasst werden.

Die meisten genannten Kritikpunkte (fehlende Nutzerfreundlichkeit, langes Scrollen, hohe Ladezeiten, etc.) sind nicht von der Art der Website, sondern von den Inhalten und der technischen Umsetzung abhängig. Da kommt wieder die gründliche Analyse und Konzeption ins Spiel. Unternehmen sollten sich im Vorfeld genaue Gedanken machen, wie ihre Unternehmensziele aussehen und was sie mit einer mobilen Lösung erreichen möchten.

Für welchen Weg sich ein Unternehmen auch entscheidet, auf lange Sicht müssen sich alle dem veränderten Nutzungsverhalten anpassen und ihre Websites flexibel ausrichten. Dabei haben sie das Privileg der Qual der Wahl zwischen Maßanzug oder Einheitsdress. Den einen richtigen Weg, auf die Entwicklungen zu reagieren, gibt es leider nicht.

Disclaimer: Lydia Lüttich ist Online Marketing Managerin der Agentur Mellowmessage, die u. a. auch die im Text erwähnte und verlinkte Webseite der VEM-Group betreut.

 

Lydia Lüttich ist Online-Marketingmanagerin bei mellowmessage, einer Digital-Agentur aus Leipzig. Davor war sie Senior Account Manager bei emarsys, einem der weltgrößten Anbieter von Automatisierungslösungen für E-Mail, Mobile und Social Marketing. Ihren Kunden muss Lydia regelmäßig erklären, dass die Web-Welt sich schnell ändert und Innovation zum Geschäft gehört. Responsive Webdesign ist dabei eines der meistgefragten Themen. [XING]
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