MPLM Teil 2 : Das Mobile Payment Layer Referenzmodell Modell – Der Communication Layer

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Mobile Payment ist ein komplexes Gebilde in dem viele Technologien und Business Partner miteinander arbeiten müssen.  Hierfür ist ein Referenzmodell hilfreich. Ziel ist es, unterschiedliche Ansätze besser miteinander vergleichen und bewerten zu können. Jeder Teilnehmer im Ökosystem, kann seinen eigenen Beitrag abgrenzen und erkennen, ob die einmal entwickelte Teillösung auch zu einem anderen Konzept passt.

Das von mir entwickelte „Mobile Payment Layer Model“ (MPLM – siehe Teil 1) beinhaltet die vier Schichten Communication, Authentication, Payment und Application, die in dieser Artikelserie beschrieben werden. Der heutige Artikel beleuchtet als erstes den Communication Layer.

MPLM: Communication Layer

Im Communication Layer müssen mehrere Einflussgrößen berücksichtigt werden. Die wichtigste davon ist wohl die Verfügbarkeit der Übertragungstechnologie am POS. Außerdem gilt: Kein Layer hat einen größeren Einfluss auf die Haptik des eigentlichen Bezahlvorganges. Einfaches oder auch spannendes Handling kann den Erlebnisfaktor des Mobile Payment erheblich steigern oder dämpfen.

Weiterhin muss auch auf das Sicherheitsbedürfnis des Benutzers Rücksicht genommen werden. Hier geht mit NFC in weiten Kreisen der Bevölkerung das Gefühl eines Kontrollverlustes mit einher. Dieses Unbehagen kann zum Beispiel durch transparentes Ein- und Ausschalten dieser Funkschnittstelle genommen werden.

Die Frage, ob eine bestimmte Technologie im Smartphone bereits implementiert ist, wird dagegen massiv überbewertet. Die Produktzyklen der Handys haben sich mittlerweile extrem verkürzt und die Hersteller reagieren aufgrund des hohen Wettbewerbsdruck umgehend auf neue Techniktrends.

Der letzte Punkt, der schließlich berücksichtigt werden muss, ist ob die ausgewählte Übertragungstechnik auch in ein anderes Medium als das Smartphone implementiert werden kann. Besonders wichtig ist diese Frage bei den geschlossenen Bezahlsystemen, wie sie z.B. bei der Schulverpflegung oder Fußballstadien vorkommen. Den Benutzern muss hier auch eine Alternative zur Bezahlung mit dem Handy angeboten werden.

Nachfolgend werden die wichtigsten Übertragungstechnologien im Einzelnen beleuchtet:

  1. NFC
    Die Verfügbarkeit am POS wird für NFC kontinuierlich steigen. Getrieben wird dies durch die kontaktlosen Payment Schemes der Kreditkartenunternehmen und der Deutschen Kreditwirtschaft. Die Technik lässt sich eins zu eins von der Karte und auf das Handy übertragen und umgekehrt. NFC ist robust und einfach in der Bedienung. Allerdings wird dieser Technik in der Bevölkerung und der Presse oft misstraut.
  2. QR Code „Self Scanning“
    Hierbei wird entweder am Kundendisplay oder auf einem papierhaften Beleg ein QR Code angezeigt, den der Kunde mit seinem Smartphone erfasst und die darin enthaltenen Zahlungsinformationen an seinen Payment Provider verschickt. Es ist ziemlich offensichtlich, dass diese Technik nicht auf ein anderes Medium übertragen werden kann. Das Handling ist nicht besonders benutzerfreundlich, da man eine ruhige Hand zum Scannen der QR Codes benötigt. Seine Vorteile spielt das System aus, wenn es um das Thema Window Shopping geht oder den Impulskauf von einer Plakatwand. Hier können sich ganze Schaufenstergalerien in einen großen Einkaufskatalog verwandeln.
  3. QR Code „Presentation“
    Im Gegensatz zum obigen Verfahren wird hier der QR Code auf dem Handy Display angezeigt. Hierin enthalten sind die Autorisierungsinformationen des Zahlenden. Diese werden nun vom Scanner des POS ausgelesen. Das Handling ist wesentlich einfacher als beim „Self Scanning“. Wir haben hier eine aus der Praxis erprobte Technik, die auch schon im Ticketing Bereich (Handy Bahn Ticket oder Lufthansa Bordkarte) Verwendung findet. Eine Übertragung auf ein anderes Medium ist nur in engen Grenzen möglich.
  4. Bar Code „Presentation“
    Hier wird ein Bar Code statt eines QR Code am Handy angezeigt. Eigentlich sollte man meinen, dass Barcodes besonders prädestiniert wären, da ja Barcode Scanner an den Kassen eine weite Verbreitung haben. Hierbei handelt es sich aber um sogenannte Laser Scanner, die einen Barcode auf einem Handy Display eigentlich nicht erfassen können.  Abhilfe schafft hier ein Patent der Firma Mobeam. Die dort entwickelte Technik überwindet dieses Hindernis.  Bisher ist aber nur das Samsung Galaxy S4 mit dieser Technologie ausgestattet. Zusätzlich ist noch zu beachten, dass in einen Barcode weniger Informationen gepackt werden können als in einen QR Code.
  5. TAN Code
    Ein gänzlich neues Verfahren ist von der Firma Valuephone ins Spiel gebracht worden. Nach einem Login in der APP wird ein vierstelliger TAN Code angezeigt der als Zahlungsautorisierung völlig ausreicht. Dieses einfache Verfahren lässt sich im Prinzip an jeder Kasse und im Handy unproblematisch integrieren.  Das haptische Erlebnis ist zwar nicht begeisternd, wird aber durch das einfache Handling ausgeglichen. Eine Integration in ein anderes Medium erscheint aber nicht möglich.
  6. Andere Technologien
    Theoretisch könnte man noch über alle weiteren Smartphone Übertragungstechnologien, wie WLAN, Bluetooth, Infrarot, etc. nachdenken. Entgegen stehen dem aber Sicherheitsbedenken und die fehlende Verfügbarkeit von Gegenstellen am POS.

Tendenziell sieht es so aus, dass sich NFC und QR Code (Presentation) ein Kopf an Kopf Rennen liefern. Wahrscheinlich ist, dass sich beide Verfahren nebeneinander am POS etablieren.

Welche Authentifizierungsmethoden die aktuellen Mobile Payment Verfahren verwenden, erläutere ich im nächsten Artikel.

Über Rudolf Linsenbarth 91 Artikel
Rudolf Linsenbarth ist Senior Consultant für den Bereich Mobile Payment und NFC bei der COCUS Consulting GmbH. Zuvor war er 11 Jahre im Bankbereich als Senior Technical Specialist bei der TARGO IT Consulting (Crédit Mutuel Bankengruppe). Hier auf mobile zeitgeist schreibt Rudolf Linsenbarth in eigenem Namen . Mehr über Rudolf auf Twitter @Holimuk oder bei XING.

7 Kommentare

  1. Vielen Dank für die Antwort. Ich habe gelesen, dass alle neuen Laser Scanner Barcodes von Smartphones lesen können. Diese Scanner kosten in der Regel ca 30€. Fotoscanner werden im Internet jedoch im Bereich 200€ angeboten. Das macht wohl schon einen großen Unterschied.

    Ich finde die Aufstellung gut, allerdings ist mir ehrlich gesagt immer noch ein Rätsel welche Technik für welchen Fall am besten geeignet ist. Eine Auflistung der Vor / Nachteiler der verschiedenen Techniken wäre super. Im Web konnte ich solche Infos bislang noch nicht finden. Außerdem suche ich noch nach konkreten Beispielen wer welche Technik einsetzt und welche Informationen genau übermittelt werden.

    • Ok ich habe jetzt noch mal recherchiert. Die Scanner werden wohl nach Technologie in 3 Gruppen eingeteilt:
      – Laserscanner
      – Image Scanner
      – CCD Scanner

      Ob neue Laser Scanner vom Handy Display ablesen können oder nicht war so einfach nicht herauszufinden. Fakt ist weit über 90 % der Scanner an der Kasse können das derzeit nicht.

      Als Händler wäre ich gut beraten beim Scanner Austausch nicht nur darauf zu achten, dass Strichcode vom Handy Display gelesen werden kann sondern auch 2 D Code (QR Code). Ich denke schon, dass dem QR Code die Zukunft gehört.

      Eine Aufstellung welche Mobile Payment welche Technik in welchem Layer verwendet ist in Planung, wird aber erst nach den Sommerfferien kommen. Ich möchte auch noch ein paar neue Konzepte berücksichtigen, die gerade in der Pipeline sind.

  2. Mir ist noch nicht klar in welchen Fällen sich Barcodes und in welchen QR Codes eignen?

    Man kann mit QR Codes mehr Informationen übertragen als mit Barcodes, aber welche Informationen habe ich denn auf meinem Handy, die so groß sind, dass der Barcode sie nicht übermitteln kann. Und vor allem welche relevanten Informationen sollten das sein?

    Relevante Informationen wären für das Smartphone die Shopping Cart um Coupons zu individualisieren. Hierfür würde das self scanning Sinn machen um die App mit diesen Informationen anzureichern. Dann muss der Bezahlauslöser jedoch das Handy sein. Hierfür wird wiederum eine Internetverbindung des Handys benötigt. Den einzigen Vorteil gegenüber der TAN Möglichkeit sehe ich darin, dass das Kassensystem kein Internetzugang braucht. Ist das ein großer Vorteil? Sehe ich das so richtig?

    Was spricht dann für QR Code auf dem Smartphone?

    • Hallo,

      ich fange mal am Ende an. Das Kassensystem benötigt eigentlich immer eine Verbindung zum Internet bzw. zum Backend Server des Mobile Payment Anbieters. Aus zwei Gründen, zum einen muss überprüft werden ob das Konto auch gedeckt ist und zum anderen kann auch nur Online überprüft werden ob das Konto nicht gesperrt ist. Auf diesen Abgleich kann derezeit wirklich nur bei Geldkarte verzichtet werden, da hier das Geldnicht auf einem Konto sondern als kryptografischer Code im Chip der Geldkarte gespeichert ist. Wenn also z.B. Girogo einmal auf das Handy Portiert wird, ist es das einzige mir bekannte mobile Payment Verfahren welches wirklich komplett laufen könnte. Dies gilt sowohl für die Handy als auch für die Kassen Seite.

      Ob das Handy online gehen muss hängt davon ab ob ein Chip (Secure Eelement) verwendet wird oder nicht (siehe Teil 3 Authentication Layer).

      Was spricht nun für den Barcode wenn es nur um geringe Datenmengen wäre es egal ob Barcode oder 2 D Code verwendte wird. Aber da der Barcode von einem Standard Smartphone mit einem Laser Scanner wie er an 90 % der Ladenkassen vorhanden ist, nicht gelesen werden kann, bringt es keinen Vorteil auf Barcodes zu setzen. Man braucht sowieso einen Fotoscanner und der Software ist es „egal“.

      Die Frage muss also lauten, was spricht gegen QR Code auf dem Smartphone?

  3. Eine wirklich gute Idee, das OSI Modell zur Beurteilung der verschiedenen Verfahren zu nutzen. Das erlaubt einen Vergleich auf verschiedenen Ebenen und so eine bessere Bewertung von Pro`s und Con`s.

    Die Bemerkung zum TAN Code Handling “ Eine Integration in ein anderes Medium erscheint aber nicht möglich.“ ist mir nicht ganz verständlich. Was ist hier konkret gemeint ?

    • Bei der Betrachtung ob eine Technik des Communication Layers in ein anderes Medium als das Handy passt, gehe ich von folgender Betrachtung aus:

      Das gängigste Ersatzmedium ist wohl die Plastikkarte. Das heißt hier lässt sich relativ einfach eine Antenne für einen Funk Kontakt (NFC oder RFID) einbauen. Mit einer Plastikarte einen QR Code abzuscannen (erfordert eine erhebliche Aufrüstung) die Kosten solch ein Device zu verteilen wären schon erheblich. Ein QR Code oder Barcode auf eine Plastikkarte ist schon einfacher allerdings muss man noch die Sicherheit beachten, da es sich dann ja um einen statischen QR-oder Barcode handelt. Einen TAN code per Plastik Karte zu erzeugen ist im Prinzip möglich aber man muss eine Plastikarte mit Display und Tastatur heraus geben.

      • ok „… also erscheint nicht möglich “ ist zu relativieren. Allerdings wird der Prozess im Vergleich zum Handy Payment abweichen. Das heißt unterschiedliches Handling für das Kassenpersonal.

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