Mobile Payment Praxistest: mpass von O2

mpass

mpass war ursprünglich als Online Bezahlsystem der drei Mobilfunkunternehmen O2 (Telefonica), Vodafone und Telekom gestartet. Einfach und sicher sollte es sein, durch eine TAN Übermittlung per SMS. Die Idee war wohl, auf dieser Basis ein eigenständiges universelles Mobile Payment Verfahren zu etablieren.

Zu weiteren Produkten ist es dann aber nicht mehr gekommen. Vodafone und die Telekom haben mit Smartpass und MyWallet jeweils eine eigene Marke für das kontaktlose Bezahlen aufgebaut. O2 hat sich entschlossen das eingeführte Brand mpass für Mobile Payment fort zu führen. Im Impressum der Webseite www.mpass.de werden zwar Telekom und Vodafone noch genannt, auf der Seite selber werden aber ausschließlich Produkte von O2 beworben.

Wer sich dort für mpass anmeldet, erhält innerhalb weniger Tage einen Sticker (bekannter Bauart) und die Kontozugangsdaten für ein entsprechendes Prepaid Konto bei der Wirecard Bank. Die zugehörige App findet sich in den App Stores von Apple und Android.

Leider ist auch hier keine in App Konto Aktivierung möglich. Man muss also auf die Webseite gehen um das Konto frei zu schalten. Dort kann man dann auch die PIN für Bezahlvorgänge über 25 € selber festlegen.

Eine Besonderheit des mpass Sticker ist, dass es sich hier nicht um eine Referenz auf eine Kredit Karte, sondern um ein Maestro Debit Konto handelt. Für den Endkunden ist das nicht weiter von Belang, er kann an allen Terminals mit dem Mastercard PayPass Logo bezahlen. Für den Händler ergibt daraus aber eine beträchtliche Einsparung bei den Transaktionsgebühren. Ich werde darauf noch einmal am Ende des Artikels eingehen.

Aufladen kann man mpass per Überweisung, Lastschrift und Sofortüberweisung. Laden per Kreditkarte wird nicht angeboten. Leider ist das Laden aus der App heraus für keines der drei Angebote möglich.

Die App bietet neben der Transaktionsanzeige und der Lieferung der Kontaktdaten zur Kundenbetreuung noch Hinweise auf aktuelle Kampagnen (Zurzeit gibt es eine 5 € Gutschrift für die dreimalige Benutzung von mpass bis Ende August). Es besteht auch die Möglichkeit P2P Transaktionen vorzunehmen. Diese Funktionalität steht Benutzern zur Verfügung, die sich gemäß Geldwäschegesetz mit Ihren Ausweisdaten legitimiert haben. Diese KYC Prozedur kann aus der App heraus durchgeführt werden.

Zu guter Letzt hat mpass auch seine Wurzeln, das Online Payment nicht verloren. Neben der oben bereits erwähnten Möglichkeit Internetzahlungen per SMS zu legimitieren, können in der App auch die Authentifizierungsdaten einer virtuellen Kreditkarte aufgerufen werden.

Das „klassische“ SMS Verfahren kann man z.B. auf den Seiten von mymuesli oder coffeecircle ausprobieren. Achtung das Passwort welches dann verlangt wird ist dasselbe, das man auch zum Login beim mpass Webportal verwendet.

Fazit:

Die App hat mir gut gefallen. Sie lässt sich intuitiv bedienen. Auch die Transaktionshistorie ist gut gegliedert und liefert eine aussagekräftige Detailansicht. Daher ist es schade, dass einige Anwendungen (Kartenaktivierung und Aufladung) nicht von dort aus erfolgen, sondern nur über das Webportal funktionieren. Laut Aussage von O2 sind diese Features auf der Roadmap.

Wer seinen Ticker sofort nach Erhalt testen will, kann das aber nur machen wenn er sich zur Aufladung per Sofortüberweisung entschließt. Die einmalige Validierung des Bankkontos für das Lastschriftverfahren dauert ca. 1 Woche.

Kommentar: Der Handel und die Transaktionsgebühren

Die häufigsten Forderungen des Handels in Bezug auf Mobile Payment sind niedrigere Transaktionskosten. Hier hat O2 jetzt mal eine Bezahllösung an den Start gebracht, die genau diesem Wunsch entspricht. Ich kenne aber keine Akzeptanzstelle in Deutschland wo man kontaktlose Maestro Debitkarten akzeptiert, ohne gleichzeitig auch offen für Mastercard zu sein. Also dumm gelaufen für O2. Der Verzicht auf Marge bringt hier keine höhere Reichweite.

ALDI, LIDL und netto gelten als besonders preisbewusste Handelsunternehmen der Lebensmittelbranche. Alle drei akzeptieren Maestro Karten. Aber eben nicht kontaktlos!

Eine flächendeckende Terminalumstellung bei der augenblicklich kleinen Basis an Karten im Feld rechnet sich natürlich nicht. Aber ein öffentlicher Pilot in einer oder mehreren Filialen, wäre mal ein deutliches Zeichen an die Zahlungsdienstleister. Am einfachsten wäre so eine Aktion für netto. In Hannover und Braunschweig, dem Pilotgebiet von Girogo, sind die kontaktlosen Terminals bereits aufgestellt. Man müsste Maestro dort nur noch aktivieren.

Noch hat der Handel große Einflussmöglichkeiten auf die Ausgestaltung von Mobile Payment. Wer sich aber nicht positioniert, muss das nehmen, was sich als Standard durchsetzt. Wie sich das anfühlt können die Kollegen aus dem E-Commerce berichten.

Über Rudolf Linsenbarth 91 Artikel
Rudolf Linsenbarth ist Senior Consultant für den Bereich Mobile Payment und NFC bei der COCUS Consulting GmbH. Zuvor war er 11 Jahre im Bankbereich als Senior Technical Specialist bei der TARGO IT Consulting (Crédit Mutuel Bankengruppe). Hier auf mobile zeitgeist schreibt Rudolf Linsenbarth in eigenem Namen . Mehr über Rudolf auf Twitter @Holimuk oder bei XING.

1 Kommentar

  1. 29.04.2015: mpass hat in Berlin groß geworben. Also auf nch Berlin – Obi hat Umsatz gemacht. Mpass hat nicht funktioniert. System fehler!

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