Werbeblocker auf mobilen Geräten sind jetzt ebenso weit verbreitet wie auf Desktop-Computern. Mobilfunkbetreiber wie Three haben Werbeblocker sogar in ihre britischen und italienischen Netzwerke implementiert. Die natürliche Reaktion der Marken und Entwickler auf dieses Verbraucherverhalten ist blanke Panik.
Man kann aber diesen hohen Nutzungsgrad an Werbeblockern auch als Zeichen für einen Reifungsprozess der mobilen Werbung sehen. Laut einem Bericht von Comscore hat einer von vier Internet-Nutzern in Deutschland Werbeblocker installiert, insbesondere in der Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen.
Darüber hinaus berichtet Pagefair, dass Werbeblocker auf mobilen Endgeräten weiter zunehmen werden. Marken sollten diese potenzielle Krise als eine kreative Möglichkeit sehen und die Eigendynamik der Werbeblocker nutzen, um natürliche Berührungspunkte zu schaffen, die kreativer, ansprechender und zeitgemäßer sind.
Bruchteil einer Sekunde entscheidet
Obwohl Kunden ihre Smartphones fast immer bei sich haben, bleibt Marketern dennoch nur der Bruchteil einer Sekunde, um Kunden auf sinnvolle Weise anzusprechen und ihre Aufmerksamkeit zu erwecken. Marken müssen das unmittelbare Verhalten verstehen damit ihre Botschaften präemptiv und nützlich sind und nicht etwa störend. Leichter gesagt als getan. Wie lässt sich das erreichen? Durch die Erfassung und Reaktion auf „Tiny Data“.
„Tiny data“ sind Verhaltenssignale in Echtzeit die von Smartphones kommen und von verschiedenen Werbeplattformen gesammelt und analysiert werden. Diese Daten werden direkt von der Plattform durch einen automatisierten Prozess verwaltet. Sie zeigen, wie Nutzer mit alltäglichen Apps interagieren: Dabei sind das Wo, Wann, Warum und Wie oft Juwelen der Einsicht für Marken. Sie können „Tiny Data“ zu ihrem Vorteil nutzen und so auf die individuelle Nutzung mobiler Apps reagieren.
Auf dieser Grundlage können fundierte und personalisierte Entscheidungen darüber getroffen werden, welche Botschaft gesendet werden soll. Der Trend ’Weg von demografischen Daten’, auf die sich viele deutsche Werbetreibende verlassen und die die aktuelle Geisteshaltung und Absicht des Nutzers nicht berücksichtigen, prägt eine neue Ära der In-App Werbung. „Tiny Data“ ist die Zukunft der modernen mobilen Werbung. Sie durchdringt den Lärm an Inhalten und Botschaften und schafft mehr Wert für Nutzer.
Nehmen Sie zum Beispiel den Weg ins Fitnessstudio. Während der verschiedenen Phasen des Ablaufes kann eine Person verschiedene Apps verwenden. Die Person protokolliert vielleicht ihre Trainingsfortschritte mit einer App und verwendet Google Maps vor der Fahrt, um sich über die aktuelle Verkehrslage zu informieren. Der aktuelle Trainingserfolg wird dann mit einem Facebook-Post gefeiert: „Heute 10 km auf dem Laufband zurückgelegt! Extra-Training vor dem Wohltätigkeitslauf am Wochenende!“ Auf dem Weg nach Hause sendet die Person dann noch eine WhatsApp-Nachricht an einen Freund und fragt nach einem gesunden Rezept. Jeder dieser Momente ist eine günstige und relevante Gelegenheit für Marken.
Kontext bestimmt Werbeinhalt
Ganz offensichtlich macht es in diesem Fall keinen Sinn, der Person eine Gaming-App anzupreisen. Die winzigen Datensignale hingegen lassen darauf schließen, dass der Fitnessstudio-Besucher in diesem Moment offen für Angebote von Trainings-Apps, Sportmarken und Marken für gesunde Lebensmittel ist. Das bringt mit höherer Wahrscheinlichkeit eine positive Markenbindung und Kapitalerträge hervor als penetrante Handlungsaufforderungen, die nichts mit den unmittelbaren Zielen einer Person in diesem Moment zu tun haben.
Das Geheimnis für Herausgeber und Werber, die erfolgreich ihre Verbraucher-Apps global vermarkten und skalieren wollen, liegt in der Nutzung winziger Datensignale. Aus diesen lassen sich Erlebnisse kreieren, die auf das natürliche Verhalten des Verbrauchers reagieren und die eigentliche Beschäftigung nicht unterbrechen.
Mithilfe von „Tiny Data“ komplettieren Werber reibungslos das Nutzererlebnis, indem sie den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher voraus greifen. Der wirksame Einsatz von „Tiny Data“ ist der Schlüssel dafür, dass mobile Werbung das Hindernis der Werbeblocker überwindet. Das ist keine Modeerscheinung. Es ist die Zukunft der mobilen Werbung und deutsche Marken müssen sicherstellen, dass sie dafür bereit sind.
Über die Autorin: Cristina Constandache ist VP of Business Partnership Europa und America bei Cheetah Ad Platform und verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in Global Media Sales. Vorher war Frau Constandache verantwortlich für das Commercial Team bei Mobpartner, bis die Firma in 2015 von Cheetah Mobile erworben wurde. Frau Constandache ist ein Mitglied der Organisationen ‚Women In Tech’ und ‚Women In Wireless’ und als Expertin der mobilen Industrie teilt sie ihre Fachkenntnisse mit Marken und Marketers.
Hallo Herr Jan,
Man kann nur über spezifische Plattformen diese Tiny Data ‚einfangen‘ und analysieren. Es gibt zur Zeit noch kein Mediaplanungstool das das machen kann. User können also nur an diese Daten herankommen, wenn sie die dementsprechende Plattform und Software besitzen.
Liebe Grüße,
Cheetah
Danke für den Artikel. Eine Frage: wie kann ich denn an diese Tiny Data herankommen? also User über solch beschriebenen Wege über diverse Plattformen u v.a. Apps tracken?? Noch existieren dafür noch keine Mediaplanungstool, oder?