Mobile SEO – Eine Bestandsaufnahme

mobile seo

Die Suche wird zunehmend mobil. Hauptgrund hierfür ist natürlich die weiterhin zunehmende Verbreitung von Smartphone, Tablet & Co. und die fortschreitende Ablösung des Desktop-PC als erste Anlaufstelle für die private Internetnutzung.

Zudem sind die Zeiten von schnöden und unerträglich langsam ladenden WAP Webseiten vollends vorbei. Das mobile Web ist den Kinderschuhen entwachsen, mobile Webseiten müssen sich nicht mehr hinter den klassischen Ablegern verstecken. Konkret: Das mobile Web ist beim Endverbraucher angekommen und sollte daher fester Bestandteil der Wertschöpfungskette eines jeden absatzorientierten Unternehmens sein.

Warum mobile SEO?

Bereits Anfang dieser Woche wurde hier eine Studie vorgestellt die das Thema „Mobile Suche“ ausführlich beleuchtet hat. Als Ergebnis kann man sagen, dass die mobile Suche bereits jetzt einen sehr hohen Stellenwert in der Informationsfindungsphase und dem Kaufprozess eingenommen hat und an Bedeutung auch weiter zunehmen wird.

Die daraus resultierenden Implikationen liegen auf der : Suchmaschinen-Einträge bzw. Webseiten, die bei einer Suche nach einem bestimmten Keyword ganz oben stehen erhalten statistisch mehr Klicks, ergo mehr Traffic, ergo mehr Conversions.

Ein hohes Ranking innerhalb der mobilen Suchergebnisse von Google kann direkte Auswirkungen auf den Umsatz eines Unternehmens haben, weil es oft der letzte entscheidende Schritt vor der Kaufentscheidung ist.

Wie funktioniert mobile SEO?

Hier kann erst einmal Entwarnung gegeben werden. Die mobile Suche funktioniert größtenteils nach den bereits bekannten Mustern der klassischen Suchmaschinenoptimierung. Content ist King, Struktur bzw. Informationsarchitektur ist wichtig und die On-Page Hausaufgaben müssen natürlich auch gemacht werden – der Rest sind relevante Backlinks.

Das Besondere an der mobilen Suche allerdings ist, dass die klassischen Rankingfaktoren, vereinfacht dargestellt, um die Kriterien [Ort] und [Mobiler Content] erweitert werden. Bildlich muss man sich das wie „Smileys“ vorstellen, die ein Lehrer für besonders fleißige Schüler vergibt.

Grundgedanke hierbei ist, dass für einen User, der sich aktuell in Berlin aufhält, Berliner Inhalte wohl relevanter sind als Inhalte aus München. Gleiches lässt sich für das spezifische Device ableiten. Inhalte die auf ein mobiles Device optimiert sind, ermöglichen dem User eine optimierte User-Journey und sind damit wohl auch die besseren Ergebnisse.

Der Faktor „mobil“ hebelt die bekannten Suchalgorithmen daher nicht aus, kann diese aber ergänzen und bei zwei gleich relevanten Webseiten das Zünglein an der Waage sein.

Was ist eine mobile Webseite?

Vereinfacht dargestellt gibt es aktuell drei Möglichkeiten eine Webseite für Smartphones und Tablets zu optimieren.

1. Anpassung der Webseite mittels Tweak / Plug-Ins 

Wer schon einmal mit WordPress gearbeitet hat, kennt sicherlich WP-Touch. Hier wird auf Basis der existierende Homepage, ein auf Smartphones und Tablet optimiertes Erscheinungsbild ausgegeben.

Dies ist schnell und kostengünstig umzusetzen, hängt aber stark von der vorhandenen Webseite ab und ist demnach bezüglich Usabilty und User Journey meist nicht optimiert. Hier von einer mobilen Webseite zu sprechen ist also nicht ganz korrekt.

2. Mobile Webseite mit separater Subdomain 

Weit verbreitet und dadurch bereits bewährt, hat sich die Auslagerung der mobilen Inhalte auf eine spezifische Subdomain. Klassische Beispiele hierfür sind: m.url.de, mob.url.de oder wap.url.de.

Der Vorteil liegt hier auf der Hand: Layout, Inhalt, Funktionen und Usability könne speziell und losgelöst von der klassischen Webseite, spezifisch für den Smartphone- oder Tabletnutzer optimiert werden.

Auch ist eine Subdomain, meiner persönlichen Erfahrung nach, aktuell noch der effektivste Weg, um den Suchmaschinen mobile Inhalte kenntlich zu machen und somit korrekt indexiert zu werden. Die Kehrseite der Medaille allerdings ist, dass sich auf der mobilen Webseite meist sehr ähnliche Inhalte wie auf der eigentliche Webseite wiederfinden.

Dies wiederum, sofern nicht korrekt mittels entsprechender Auszeichnung innerhalb der Sitemap und korrekter Definition der Canonical-Tags, generiert schnell, für das Ranking sehr schädlichen, doppelten Inhalt. Zudem erhöhen zwei Webseiten den Pflegeaufwand und damit die laufenden .

3. Responsive

Aktuell in aller Munde und für das Thema „Mobile SEO“ auch ein unausweichliches Buzzword. Unter Responsive Design versteht man die individuelle Anpassung der vorhandenen Webseite auf das jeweilige mobile Device, bzw. dessen Bildschirmgröße mittels CSS3 Media Queries.

Die Inhalte bzw. das der Webseite zugrunde liegende HTML bleibt hierbei identisch, die visuelle Darstellung wird aber nach frei definierbaren Vorgaben individuell auf das Gerät angepasst.

Im Unterschied zur Lösung mittels Plug-Ins, liegt der Unterschied darin, dass man mittels Responsive Design, Elemente wie Bilder, Textlänge, Navigation, etc. frei, auf Basis der Bildschirmgröße individualisieren kann. Und: die Flexibilität ist im Kern vorhanden und muss nicht per Plugin aufgesetzt werden.

Der Vorteil liegt auf der Hand: mit nur einer Homepage können annähernd alle Endgeräte, individualisiert und optimiert bespielt werden. Gleichzeitig hat man aber nur eine „Baustelle“ zu bearbeiten, was den - und Optimierungsaufwand deutlich verringert.

Obwohl dem Responsive Design wohl unausweichlich die Zukunft gehören wird, tun sich viele Seitenbetreiber aktuell noch sehr schwer mit der Umsetzung, da eine Umstellung meist nur mit einem kompletten Relaunch der Seite zu bewerkstelligen ist. Hier zwei Beispiele von Webseiten mit Responsive Design:


Weitere Beispiele findet man auch unter http://designmodo.com/responsive-design-examples/.

Responsive Design oder mobile Subdomain?

Obwohl sich die Lösung mittels Subdomain bewährt hat, ist hier meine klare Empfehlung auf Responsive Design zu setzen. Hier sind zu Beginn zwar meist größere Investitionen nötig, dafür erkauft man sich aber einen ausreichenden Puffer an Flexibilität um zukünftigen Entwicklung gelassen entgegen zu treten.

Verglichen mit der Lösung über eine eigenständige Subdomain, sind die Pflege- und Wartungsaufwände langfristig zudem deutlich geringer.

Unter SEO-Gesichtspunkten ist eine Lösung mit nur einer URL ebenfalls von Vorteil, da man zum einen nicht zwei separate Webseiten unter On-Page Kriterien optimieren muss und zum anderen, weil dadurch, die aus Backlinks generierte Kraft, auf einer Adresse gebündelt werden kann.

Hauptargument aber ist – leider wie so oft – eine Aussage von Google:

„Google recommends webmasters follow the industry best practice of using responsive web design, namely serving the same HTML for all devices and using only CSS media queries to decide the rendering on each device.”

Gibt es Mobile SEO überhaupt?

Hier kann ich mit einem klaren Jein antworten. Fakt ist, dass Google ausdrücklich die Verwendung von Responsive Design empfiehlt und diese Empfehlung durchdrücken kann und wird. Dies bedeutet wiederum, dass es zukünftig wohl weniger bzw. keine eigenständigen Subdomain-Lösungen mehr geben wird, da diese von Google zukünftig „schlechter“ bewertet werden als Webseiten die mittels Responsive Design ihre Inhalte mobil zur Verfügung stellen.

Um die Fragestellung nun final zu klären muss man sich ins Bewusstsein rufen, dass wir bisweilen primär von der Webseite als mechanisches Produkt, also der Plattform des Inhalts gesprochen haben, nicht aber von den Inhalten selbst. Mobiles SEO wird, langfristig betrachtet, keine Frage der Plattform sein, sondern vielmehr eine Frage des Inhalts.

Mobile SEO = Local SEO !?

Die Geo-Position des Users, also der Faktor „local“, gilt als wichtigster Alleinstellungs- bzw. Anreicherungsfaktor (Stichwort: „Smileys“), des klassischen Such-Algorithmus. Konkret bedeutet das: Mobiler Content = Lokaler Content oder Mobile SEO = Local SEO.

Ausgehende von einer bereits SEO optimierten und unter Responsive-Design-Aspekten konzipierten Homepage, kann lokaler Content bzw. davon abgeleitete Rankings für Long-Tail Keywords mit ortsbezogenen Schlüsselwörtern ein äußerst effektives Mittel sein um neue Traffic-Quellen zu erschließen.

Primär ist hier Google-Places zu nennen. Hier sollte definitiv, sofern vorhanden, für jede Niederlassung, Shop oder Verkaufsstelle, ein entsprechende Profil angelegt werden. Ein Eintrag bei Google Places ist zudem relativ leicht umzusetzen und bei Erfolg nimmt das, um die Karte angereicherte Snippet meist gleich das komplette Smartphone-Display in Besitz – Einträge von Mitbewerbern sind dadurch weniger präsent.

Bedingung um effektiv bei Google Places zu ranken ist die inhaltliche Stringenz zwischen dem Google-Places Eintrag und der Homepage, dies bedeutet, dass auf der Homepage für jede Niederlassung, zwingend eine entsprechende lokale und vom Crawler erreichbare Unterseite anzulegen ist.

Neben Google-Places gibt es natürlich noch weiter Webseiten, wie beispielsweise Foursquare, Qype oder Branchenbücher auf denen lokale Einträge vorgenommen werden. Hier kann man ruhig zusätzliche Eintragungen vornehmen, sollte es aber nicht allzu sehr übertreiben.

Google Places ist Pflicht, der Rest ist Kür. Wer sich für das Thema „Local SEO“ interessiert kann ich den Blog http://blog.kennstdueinen.de/ empfehlen.

Woher lokalen Content nehmen?

Was bei dem Frisör in Buxtehude noch recht simple zu bewerkstelligen ist, stellt sich einem bei deutschlandweit oder international agierenden Unternehmen, mit nur einem Firmensitz, weitaus schwieriger dar.

„Woher bekomme ich produktbezogene und gleichzeitig lokale Inhalte für meine Homepage?“

Das ist jetzt der Punkt an dem es sehr aufwändig werden kann und man sich überlegen sollte ob das Kosten-Nutzen-Verhältnis noch tragbar ist. Wenn auch mit ungewissen Erfolgschancen, können beispielsweise auf der Homepage Pressemitteilungen integrierte werden, die einen lokalen Bezug haben: „Produkt XY heute in Berlin vorgestellt“, „Firma XY auf Messe in München vertreten“ oder „Versicherung XY feiert auf den Malediven“.

Bei einem Nischenmarkt könnte so ein Vorgehen noch gewissen Erfolg haben, allerdings  je generischer die angestrebten Keywords sind und je umkämpfter das Umfeld ist, umso eher konvergieren die Erfolgsaussichten gen Null.

Was daher unterm Strich übrig bleibt, ist ein Buzzword das aktuell sehr stark durch die SEO-Szene geistert, nämlich Content-. Fünf Euro ins Phrasenschwein: Content war, ist und bleibt auch zukünftig King.

Die Frage woher man lokalen Inhalt nun nehmen soll ist daher auch nicht einfach zu beantworten und hängt zudem sehr stark von dem individuellen Geschäftsmodell des jeweiligen Unternehmens ab. Grundlegend für den Erfolg und auch Ziel meines Beitrags ist es daher, zunächst Aufmerksamkeit für dieses Thema und den abzuleitenden Fragestellungen schaffen. Ein Lösung muss dann individuell und je nach Anforderungsprofil erarbeitet werden.

Persönliches Fazit

Das Thema „Mobile“ ist für mich die Mini-Disc unter den SEO Disziplinen – irgendwie interessant, aber eigentlich obsolet. Sofern man seine Hausaufgaben, in Form einer Responsive-Design Homepage, der Generierung von interessanten und möglichst auch lokalen Content sowie der entsprechenden Optimierung unter SEO Gesichtspunkten umgesetzt hat, bleiben da recht wenige Alleinstellungsmerkmale, die „Mobile SEO“ als eigenständige Disziplin legitimieren würden.

Was man allerdings mitnehmen sollte ist, dass bei der Konzeption einer Homepage, zukünftig weitaus mehr Parameter beachtet werden müssen als es bisher der Fall war. Die Zielsetzung muss von Anfang an und unter Abwägung aller vorhandenen Möglichkeiten klar und definiert sein. Schnell schlägt man hier sonst Türen zu, die im Nachhinein nur sehr schwer wieder aufgestoßen werden können.

Über den Autor: Nach Stationen bei und Wunderman als SEO sowie Online Konzeptioner ist Benjamin Buttkus heute als SEO Consultant bei MRM in Frankfurt am Main tätig. Dort betreut er namenhafte Kunden der Agenturgruppe hinsichtlich strategischer Fragestellungen in den Bereichen SEO und SEA.

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