Mobile Payment in Deutschland (4): [Interview] Woran werden viele Anbieter scheitern?

Payment Lösungen

Die Nutzung von Proximity Payment in ist so gut wie inexistent, aber die Wachtumshoffnungen bleiben riesig. Viele Anbieter stürzen sich auf die Potentiale dieses Marktes. Aber es bleibt fraglich, wie viele am Ende überleben werden, war das Fazit des letzten Teils dieser Serie.

Worauf es ankommt, um erfolgreich zu werden und woran viele Anbieter scheitern werden, haben wir den Mobile Payment Experten Achim Himmelreich im Interview gefragt.

mz: Die Nutzung von Mobile Payment in Deutschland befindet sich noch ganz am Anfang. Zahlreiche Anbieter sind mit ihren Lösungen auf dem Markt, aber die Anzahl der ist noch sehr gering. Auf welche Kriterien kommt es aus ihrer Sicht an, um eine kritische Masse an Konsumenten  sowie Händlern bzw. anderen Akzeptanzstellen zu überzeugen?

AH: Es gibt auf der einen Seite Pflichtkriterien: Das sind die Lösung des Huhn- und Eiproblems, sprich die Herausforderung gleichzeitig viele Konsumenten und Akzeptanzstellen im Handel zu gewinnen, ein einfacher Registrierungsprozess und eine intuitive Usability. Bei den aktuell verfügbaren Lösungen mangelt es bei allen drei Pflichtkriterien. Aber selbst wenn diese in naher Zukunft erfüllt werden sollten wird dies nicht reichen. Denn Payment als Sololösung wird sich nicht durchsetzen. Die Kür liegt darin, digitale Mehrwerte zu schaffen, die Relevanz haben und/oder Spaß machen. Dies kann im Couponingbereich sein, ein Finanzassistent, intelligente digitale Zugangssysteme… Und wenn dies vom Konsumenten angenommen wird, wird auch in diesem Zuge Mobile Payment einsetzen. Dies bedeutet, dass sich Mobile Payment sozusagen nur „Huckepack“ auf einem Portfolio von Mehrwertdiensten durchsetzen wird.

mz: In ihrer Benchmarkingstudie haben Sie fast 20 Anbieter auf dem deutschen Markt bewertet. Welche Lösungen stachen besonders hervor und aus welchen Gründen?

AH: Wir erweitern aktuell diese Studie gemeinsam mit unserem Partner How2Pay um neue Services und neue Bewertungsdimensionen. Grundsätzlich zeigt sich, dass sich die Wallets stark in puncto Usability unterscheiden, hier gibt es bei einigen noch Luft nach oben. Von den bereits getesteten Services haben die meisten die Bedeutung von P2P-Zahlungen erkannt und bereits integriert.

mz: Woran werden die meisten der heute am Markt befindlichen Anbieter wahrscheinlich scheitern?

AH: Die meisten Anbieter scheitern schlicht am Huhn- und Eiproblem und diejenigen, die das zumindest theoretisch im Griff haben – wie etwa Paypal oder potentiell auch Yapital – müssen neben Payment auch digitale Mehrwertdienste etablieren. Und dies fällt ihnen in der Regel schwer, da es sich um Akteure aus dem Finanz- und Paymentbereich handelt, die eben auch in diesen Kategorien denken und sich dadurch schwer tun, Payment als nur einen Dienst innerhalb eines digitalen Gesamtportfolios zu begreifen.

mz: Oft ist zu hören, dass am Ende nur maximal eine Handvoll Anbieter von Mobile Payment übrig bleiben werden, mehr Platz bietet der Markt nicht. Andererseits hört man ebenfalls, dass die Zeit des „One Size Fits All“ vorbei ist und dass Payment sich reibungslos in spezifische Kontexte integrieren muss. Dies lässt dann womöglich für zahlreiche Nischenanbieter. Welche Entwicklungen erwarten Sie bei Universallösungen versus Spezialanbieter? 

AH: Diese Frage wird der Konsument beantworten. Er wird es schlicht ablehnen für verschiedene Point-of-Sales eine jeweils andere Paymentlösung inkl. dazugehöriger App einzusetzen. Dies bedeutet, dass sich am Markt nur wenige durchsetzen können. Mobile Payment wird ein Oligopolmarkt werden.

mz: Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

 

Achim Himmelreich ist Partner bei der Managementberatung Mücke, Sturm & Company und Vizepräsident des Bundesverbandes der Digitalen (BVDW). Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt im Bereich Commerce & Payment.

 

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Alle bisher in den Mobile Payment Serien erschienen Artikel können hier aufgerufen werden:

Mobile Payment 2014 Serie: Übersicht aller Artikel

Mobile Payment SWOT 2013 ()

Mobile Payment Update 2012 (Serie)

Über Maike Strudthoff 95 Artikel
Maike Strudthoff unterstützt Unternehmen Innovation neu zu denken, schneller zu agieren und sich konsequent auf den Nutzer-Kunden auszurichten. Ihr Schwerpunkt liegt auf digitalen Services sowie Commerce & Payment 4.0. Sie unterstützt seit über 8 Jahren Unternehmen in Europa, die Zukunft der Digitalisierung zu antizipieren und für sich zu gestalten – nahe am Kunden und mit schlanken Methoden (Design Thinking, Co-Creation, Lean Principles, …). Als Gründerin des JumpNext Netzwerks verbindet Maike Strudthoff Menschen mit unterschiedlichsten Perspektiven, um Inspiration für Neues entstehen zu lassen. Sie beobachtet und analysiert Innovationen und disruptive Unternehmen rund um die Welt. Sie trägt die Erkenntnisse in Workshops und Keynote Vorträgen weiter. Regelmäßig veröffentlicht sie Beiträge über Mobile Payment in Online und Offline Medien sowie Buchbeiträgen. Digitale Innovation ist nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ihre persönliche Leidenschaft. Zuvor hat Maike Strudthoff 12 Jahre für eine führende Unternehmensberatung, in einer internationalen Bankgruppe sowie in einem Startup in London gearbeitet. Mehr über Maike auf XING, ihrer Website oder per Mail

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