Mobile Payment Praxistest: cashcloud

cashcloud

Das Startup cashcloud ist hier auf mz bereits vorgestellt worden. Olaf Taupitz, Geschäftsführer von cashcloud, legte uns damals in einem Interview die 3-fach Strategie des Unternehmens dar – bestehend aus P2P-Zahlungen, Loyalty und Bezahlen am POS.

Mittlerweile gibt es den PayPass-Sticker, den Kreditkarten-Aufkleber für die Rückseite des Handys, mit dem auch im Ladengeschäft bezahlt werden kann; für mz Anlass genug, einen Praxistest durchzuführen.

Anmeldung

Die Anmeldung bei cashcloud ist einfach und erfolgt entweder über den Facebook- oder durch Einrichtung eines eigenen Anmeldekontos. Danach hat man ein sogenanntes Freemium Konto. Dieses kann auf ein Freemium+ oder Premium Konto upgegradet werden. Obwohl die Namenswahl etwas anders vermuten lässt, sind alle 3 Kontomodelle frei von Grundgebühren. Hier wird nur dem Geldwäschegesetz Rechnung getragen. Ein Wechsel in das nächst höhere Modell erweitert dann die Transaktionslimits. Details zu den Kontotypen gibt es unter diesem Link.

Den meisten Kunden dürfte zunächst ein Freemium+ Konto genügen. Grundlage ist die Verifizerung eines Girokontos. Dies geschieht indem Geld vom eigenen Bankkonto zu cashcloud überwiesen wird. Das ist eine normale Giro-Transaktion. Die Details dazu liefert die  cashcloud App .

Anschließend kann man cashcloud PayPass Sticker bestellt werden. Dieser repräsentiert eine Prepaid Kreditkarte und ist zum Bezahlen an jedem PayPass Terminal geeignet.

Der Sticker

Der Sticker selbst ist eine Neuentwicklung der Schreiner. Das hat langjährige Erfahrungen in der Produktion von selbstklebenden -Tags. Das sieht man dem Sticker auch an. Er ist deutlich dünner als die bisherigen von mz getesteten Sticker auf Hartplastikbasis, die meist von Kreditkartenherstellern stammen.

Zusammen mit dem Sticker sendet cashcloud auch wichtige Informationen wie Kreditkartennummer, CVC2, etc.  Nach Erhalt erfolgt die Freischaltung des Stickers  mit Hilfe des CVC2 in der cashcloud App. Eine Online Karten-PIN zur Verifikation von Transaktionen über 25 € kann dort mit Hilfe des CVC2 ebenfalls abgefragt werden.

Geld aufladen

Zum Bezahlen mittels Sticker muss zunächst einmal Geld aufgeladen werden. Dazu ist eine Umbuchung vom cashcloud Konto auf das Sticker Konto notwendig, da dieses als eigenständiges Unterkonto geführt wird. Der Vorgang ist einfach und geschieht innerhalb von Sekunden. Zurück vom Sticker Konto zu cashcloud geht auch; kostet aber 1 € pro Transaktion.

Bezahlen

Mit dem Bezahlen von Transaktionen unter 25 € gab es keine Probleme. Allerdings wurde bei Transaktionen oberhalb von 25 € nicht wie erwartet vom Terminal die Online PIN abgefragt, sondern man sollte eine Unterschrift leisten. Dabei fehlt dann aber eine Unterschriftenprobe zum Abgleich. Eventuell könnte es passieren, dass man dann seinen Ausweis vorzeigen muss. In unserem Test wurde das einfach durch gewunken. Die mz „Test-Tankstelle“ ist mittlerweile einiges gewohnt.

Die Rückfrage für den Grund dieses obskuren Verhaltens brachte es dann ans Licht: Die Daten auf dem  Sticker sind nicht nach EMV Standard abgelegt. Stattdessen wird MagStripe Technik (technische Details hier) verwendet. Dies führt dann zu diesem Effekt, den wir bereits bei den ersten Tests mit dem Google Wallet beobachtet hatten. Ob dies nun eine Fehlkonfiguration der Terminals ist oder ob Mastercard kontaktlose Zahlungen über 25 € nach Mag Stripe Standard für Deutschland noch nicht frei gegeben hat, werden wir noch mal klären. Möglicherweise ist das auch unerheblich, da bereits Sticker mit EMV Technik in der sind.

Über das Bezahlen hinaus hat cashcloud jetzt auch die Cashback Coupons von Coupies integriert. Nimmt man an den jeweiligen Aktionen teil, wird das erworbene Guthaben direkt in das cashcloud Konto ausgeschüttet. Ein separater Test wird  bei Gelegenheit folgen.

Fazit

Kern von cashcloud sind die P2P-Zahlungen. Diese sind jetzt um erste Funktionen erweitert worden. Weitere wie eine Sofortaufladung oder eine virtuelle Kreditkarte für sicheres Online-Shopping sind zwar schon als Mock-up-Schaltflächen integriert, werden aber erst in nächster Zeit zur Verfügung stehen. Durch den Verzicht auf ein eigenes Clearing am POS steht mit dem PayPass Sticker eine Möglichkeit zur Verfügung, cashcloud auch immer öfter für Zahlvorgänge im Alltag zu verwenden. Wünschenswert wäre, der Umstieg auf die EMV Variante des Stickers sobald dieser verfügbar ist.

 

Über Rudolf Linsenbarth 91 Artikel
Rudolf Linsenbarth ist Senior Consultant für den Bereich Mobile Payment und NFC bei der COCUS Consulting GmbH. Zuvor war er 11 Jahre im Bankbereich als Senior Technical Specialist bei der TARGO IT Consulting (Crédit Mutuel Bankengruppe). Hier auf mobile zeitgeist schreibt Rudolf Linsenbarth in eigenem Namen . Mehr über Rudolf auf Twitter @Holimuk oder bei XING.

2 Kommentare

  1. Könnten Sie mir sagen, woher Sie wissen dass „bereits Sticker mit EMV Technik in der Zertifizierung sind“ und wo man mehr zu diesem Thema erfahren kann?

    Es sollte ja eigentlich klar sein, dass aufgrund des BESTEHENDEN – und aus Sicherheitsgründen auch nötigen – EMV Standards eigentlich auch alle NFC-Systeme (Sticker oder nicht) dementsprechend implementiert werden sollten. Das erwartet sicher sowohl der naive als auch der kritisch-skeptische NFC-Nutzer, ob (und wie) sich alle „Stakeholder“ des NFC-Komplex auch darüber Gedanken machen, weiß ich allerdings nicht, wüsste ich aber zu sehr gerne.

    • Hallo Herr Grunwald,

      also zunächst einmal sieht es da eher so aus, dass alle Sticker eigentlich den EMV Standard unterstützen. Dass sie es nicht tun, wie hier der cash Cloud sticker ist eher die Ausnahme.

      Deshalb hier auch die Probleme. Eigentlich schreiben die Regularien von VISA und Mastercard vor, dass alle kontaktlosen Leser beide Standards unterstützen müssen. Was aber offensichtlich nicht immer umgesetzt wird. Wenn jetzt also massenhaft Amerikaner mit kontaktlosen Karten nach Europa kommen gibt es Staus an den Kassen.

      Es gibt noch einen zweiten Aspekt. Eigentlich sollen die kontaktlosen Karten (bei Stickern weiß ich es nicht so genau) auch den Mag Stripe Standard unterstützen. Das ist dann immer wenn Reporter durch Straße laufen und verblüfften Passanten zeigen, dass sie deren Kreditkarten Nr., und das Ablauf Datum auslesen können. Die Sicherheitsrelevante CVV kann aber auf diesem Weg nicht ausgelesen werden.

      Ich hoffe das beantwortet die Frage.

      Beste Grüße

      Rudolf Linsenbarth

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