Kampf der mobilen Plattformen aus Entwicklersicht (Teil 2)

mobile development HTML

HTML5 hat sich inzwischen einen festen Platz bei Mobile Developern erobert und steht nach Android und iOS mit 52 Prozent an dritter Stelle der Plattformen, die Entwickler nutzen. Für immerhin jeden dritten Entwickler, der HTML5 für mobile Projekte nutzt, ist dies auch die primäre Plattform. Dieses Ergebnis aus Teil 1  unserer Serie zur Umfrage Developer Economics Q3 2013 von VisionMobile soll nun noch etwas genauer beleuchtet werden.

Genau genommen ist HTML5 ein Buzz-Word, das auf zweierlei Weisen verstanden werden kann: Einerseits als reine Versionsbezeichnung, also HTML 5.0 als Nachfolger von HTML 4.0, anderseits als Kombination von HTML (5.x), JavaScript und CSS zur Realisierung moderner Web-Clients. Im letzteren Sinne fragt auch VisionMobile die Entwickler nach HTML5.

VisionMobile unterscheidet fünf verschiedene Formen der Entwicklung mit HTML5:

Allerdings erscheint mir die Unterscheidung zwischen Mobile Website und Mobile WebApp künstlich. Sie bringt  keinen wirklichen Erkenntnisgewinn, letztlich geht es um die Darstellung im Browser. Eine eindeutige Abgrenzung ist zudem kaum möglich. VisionMobile selbst vermischt zum Beispiel Technology Stacks von Client (jQuery Mobile/JavaScript) und Server (WordPress/PHP), wo hingegen sich auch mit WordPress eine WebApp gemäß dieser Definition erzeugen ließe.

Jedenfalls hat die Umfrage ergeben, dass 38 Prozent der Mobile Developer Mobile Websites entwickeln und 23 Prozent Mobile WebApps. Hybrid Apps entwickeln 27 Prozent. Deutlich weniger, nämlich sieben Prozent, entwickeln für native JavaScript APIs und nur 5 Prozent nutzen Tools wie Appcelerator.

Da HTML5 also vor allem im Browser und damit eben nicht plattformspezifisch genutzt wird, mag es auf den ersten Blick überraschen, dass es dennoch in einem Atemzug genannt wird mit Plattformen wie iOS und Android. Bei diesen nativen Plattformen setzen die Apps unmittelbar auf Ebene des Betriebssystems auf und die Anbieter bilden so etwas wie ein geschlossenes Ökosystem.

Zudem ist HTML5 noch nicht einmal spezifisch Mobile, wenngleich die Browser der Smartphones Vorreiter bei der Unterstützung von HTML5 gewesen sind. Jeder Web-Entwickler wäre mithin im weitesten Sinne ein (potenzieller) Mobile Developer, der durch HTML5 für alle Betriebssysteme gleichzeitig entwickelt.

Eigentlich könnte man also statt von HTML5 von Web-Entwicklung reden, wenn es nicht die sogenannten Hybrid-Apps und Tools wie PhoneGap gäbe. Diese integrieren HTML5 in „echte“ Apps und erlauben damit die Distribution über die AppStores der diversen Plattformen. Mit Firefox OS und BlackBerry WebWorks öffnen zudem zwei Newcomer (endlich) den Zugriff auf alle Hardware-Funktionen des Smartphones vie JavaScript APIs.

In sofern hat es dann doch seine Berechtigung, nach HTML5 im gleichen Atemzug zu Fragen wie nach den nativen Plattformen. Zumal die Unterstützung von HTML5 durch Mobile Developer auch deshalb spannend ist, weil HTML5 die Ökosysteme der Hersteller kannibalisiert. Die Hersteller müssen sich anstrengen, ihre Ökosysteme attraktiv zu halten bzw. zu machen, damit Mobile Developer sich nicht für HTML5 und damit für die Plattform-Unabhängigkeit entscheiden.

Über Jörg Ruwe 8 Artikel
Jörg Ruwe ist Experte für Digitale Strategien und hilft Unternehmen, ihren erfolgreichen Weg in das mobile Internet zu gehen. Er ist selbstständiger Berater und kennt den Mobile Markt seit den ersten Gehversuchen mit WAP im Jahr 1999. Unter anderem als Management Consultant für Kienbaum und zuletzt als Geschäftsführer von Sevenval hat er in über 200 Projekten erfolgreich digitale Geschäftsfelder erschlossen für namhafte Unternehmen aus Industrie, Medien, Handel und Finanzen.

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