Kampf der mobilen Plattformen aus Entwicklersicht (Teil 1)

Developer Economics

Das Duopol iOS und Android liegt bei Softwarentwicklern unangefochten an der Spitze: 86 Prozent der Entwickler nutzen eine der beiden Plattformen, 42 Prozent sogar beide. Das ergab die inzwischen fünfte Umfrage Developer Economics Q3 2013 von VisionMobile, an der sich weltweit gut 6.000 Softwareentwickler beteiligt haben und die auch von mobile zeitgeist unterstützt wird.

In einer Serie sollen die Ergebnisse dargestellt werden, wie schon bei der Vorgängerstudie. Im ersten Teil geht es um die Nutzung der Plattformen durch die Entwickler, in weiteren Teilen um HTML5, Endgeräte und Ökosysteme, Einnahmequellen, Entwicklertools sowie einer Typisierung von Entwicklern.

Gefragt nach der genutzten Plattform, liegt bei Mobile Developern Android mit 71 Prozent an der Spitze, gefolgt von iOS mit 56 Prozent. An dritter Stelle hat sich mit 52 Prozent HTML5 etabliert.

Insgesamt zeigt der Vergleich mit der vorhergehenden Umfrage keine signifikanten Veränderungen. Was in diesem Fall auch bedeutet, dass Windows Phone auf dem vierten Platz auf der Stelle tritt und mit 21 Prozent nach wie vor abgeschlagen ist, ebenso wie BlackBerry mit 15 Prozent. Immerhin können sich Microsoft und Blackberry zu Gute halten, dass sie es offenbar geschafft haben, die Entwickler ohne Schwund auf die neuen Plattformen Windows 8 bzw. BlackBerry 10 zu migrieren.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt Microsoft, denn 40 Prozent der Mobile Developer geben an, in Zukunft auch die Unterstützung von Windows 8 zu planen. Bemerkenswert ist das Interesse von 27 Prozent der Entwickler für Firefox OS, für das entsprechende Hardware gerade erst angekündigt wurde. Offenbar spielt hier die gute Reputation von Firefox bei der Entwicklergemeinde eine Rolle, ebenso die Unterstützung von HTML5 und JavaScript als Programmierumgebung. Mit Firefox OS soll es endlich uneingeschränkten Zugriff auf alle Hardware Funktionen des Smartphones auch im Browser geben.

Insgesamt beobachtet MobileVision bei Mobile Developern wieder einen Trend hin zur Multi-Plattform Entwicklung. Hat ein Mobile Developer in der letzten Umfrage vor einem halben Jahr im Schnitt für 2,6 Plattformen entwickelt, sind es nun 2,9. Dies mag auch an den neuen Plattformen Windows 8 und BlackBerry 10 liegen, für die heftigst bei Entwicklern geworben wurde, zum Teil mit direkter finanzieller Unterstützung.

Trotz Multi-Plattform Trend hat jeder Entwickler seine Haupt-Plattform, und hier zeigt sich wieder das bekannt Bild aus Android, iOS und HTML 5. Dabei hat MobileVision beobachtet, dass bei B2B Apps sowohl iOS als auch HTML5 deutlich stärker präferiert werden, während bei B2C Apps Android und iOS etwa gleichgewichtet werden.

Welche Plattform der Entwickler im täglichen Geschäft priorisiert, bestimmt naturgemäß auch, wo zuerst neue Features ergänzt werden, der Qualitätsanspruch besonders hoch liegt und bei Marketing/Vertrieb der Schwerpunkt gesetzt wird. Hier zeigt sich, dass Entwickler mit 59 Prozent besonders stark iOS als ihre Haupt-Plattform priorisieren, deutlich stärker als Android mit 49 Prozent.

Ein deutliches Signal für die anhaltende Stärke von iOS als Plattform, trotz der allgemein höheren Verbreitung von Android bei Mobile Developern und der erheblich größeren Anzahl an Android Smartphones. Fazit von VisionMobile: „Platform vendors should set see lead platform share figures as key performance indicators and benchmarks of their developer relations teams“

Wenn also für die meisten Mobile Developer iOS die erste Wahl ist, bleibt die Frage, welche Plattformen stehen dann an zweiter Stelle, denn 78 Prozent der Mobile Developer nutzen mindestens eine weitere Plattform.  Wenig überraschend zeigt sich auch hier die Vormachtstellung von iOS, Android und HTML, die wechselseitig als zweite Plattform genannt werden und damit schon fast ein eigenes, in sich abgeschlossenes Ökosystem bilden.

Die spannende Frage bleibt natürlich, in wie weit das Duopol aus iOS und Android – ergänzt um HTML5 – tatsächlich aufgebrochen werden kann. Zumindest derzeit gibt es für neue Plattformen wenig Anlass zu Optimismus, sieht man das eindeutige Votum der Mobile Developer. MobileVision verweist in diesem Zusammenhang allerdings auf regionale Unterschiede, so dass in einzelnen Regionen bzw. Ländern die Chancen deutlich besser sind, eine dritte Plattform (abgesehen von HTML5) zu etablieren. Dabei könnte die an vielen Stellen vorsichtig optimistische Einschätzung für BlackBerry und Firefox OS durch MobileVision vielleicht ein wenig beeinflusst sein durch die Tatsache, dass Mozilla und BlackBerry Platinum Sponsoren sind.

Zum Schluss des ersten Teils noch ein kurzer Blick auf die Zusammensetzung der Teilnehmer der Umfrage.

MobileVision geht in seiner Auswertung von etwa 500.000 App Developern aus. Da nicht alle der rund 6.000 Entwickler, die geantwortet haben, auf Mobile fokussiert sind, blieben letztlich gut 5.200 Mobile Developer als Stichprobe übrig. Was bedeutet, dass MobileVision Antworten von gut 1% der App Developer erhalten hat. Wie repräsentativ die Ergebnisse damit wirklich sind, lässt sich schwer einschätzen, zumal die Abgrenzung zwischen App Developer, Mobile Developer und WebDeveloper (der eine Responsive Website entwickelt) äußerst schwierig ist. Dennoch, als Stimmungsbild der Branche ist die Umfrage eine exzellente Standortbestimmung.

Weitere Studien rund um Mobile finden Sie in unserer ständig aktualisierten Studiendatenbank.

Über Jörg Ruwe 8 Artikel
Jörg Ruwe ist Experte für Digitale Strategien und hilft Unternehmen, ihren erfolgreichen Weg in das mobile Internet zu gehen. Er ist selbstständiger Berater und kennt den Mobile Markt seit den ersten Gehversuchen mit WAP im Jahr 1999. Unter anderem als Management Consultant für Kienbaum und zuletzt als Geschäftsführer von Sevenval hat er in über 200 Projekten erfolgreich digitale Geschäftsfelder erschlossen für namhafte Unternehmen aus Industrie, Medien, Handel und Finanzen.

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