10 Tipps für die Planung Ihrer Mobile Website

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Der Alptraum vieler CTOs ist leider wahr geworden. Inzwischen macht der mobile Traffic von Webseiten zwischen 10-40% des Gesamttraffics aus. Bei vielen Webseiten wird der Traffic im nächsten Jahr schon über die 50%-Marke steigen.

In diesem Artikel gebe ich ein paar Tipps, die für alle relevant sein könnten, die das Thema Mobile konzeptionell begleiten oder planen müssen (zum Beispiel Produktmanager, Product Owner oder der Managementbereich eines Unternehmens).

Die Verbreitung von Smartphones und Tablets führt zu einer zunehmenden Fragmentierung der Bildschirmauflösungen und vor allem -breiten. Die zunehmende Kreativität der Hardwareproduzenten neue Formfaktoren einzuführen (4 Zoll, 7 Zoll, 9 Zoll, 10 Zoll) lässt zusätzlich wenig Freude aufkommen.

Da wir die Realität aber schlechterdings ändern können, ist es kein Wunder, dass sich immer mehr Unternehmen einer mobil- und/oder tabletoptimierten Seite widmen. Denken Sie positiv und überlegen sich die Chancen, die Sie haben, wenn Sie eine perfekt optimierte Mobile Webseite entwickeln und an die glücklichen User, die es Ihnen danken.

Responsive Design oder eigenes Mobile-Template?

Dabei will ich den Glaubensstreit zwischen Responsive Design-Jüngern und –Gegnern nicht weiter befeuern. Beides kann Sinn machen, entweder aus Budgetgründen, aus technischen Gründen (Plattformhistorie), aber vielleicht auch aus funktionalen Gründen.

Denken Sie aber noch einmal an das oben angesprochene Thema Devicefragmentierung und überlegen Sie sich, ob Sie wirklich für jede neue Screen-Breite nachentwickeln wollen oder sich jetzt die Mühe machen, alle relevanten Bildschirmbreiten durchzudeklinieren. Mehr Infos zum Thema Responsive Design lesen Sie am besten bei A List Apart nach und dem Buch Responsive Webdesign von Ethan Marcotte.

In diesem Artikel geht es auch NICHT um die Entscheidung pro/contra Apps vs. Mobile Websites. Bringen wir das kurz und schmerzlos hinter uns: Sie müssen leider beides machen.

1. Tipp: Analysieren Sie den bestehenden Traffic.

Wie hoch ist der Anteil der mobilen Nutzer, wie hoch ist das PI/Visit-Verhältnis, wie hoch die Conversion Rate für definierte Ziele? Welche Geräte sind in den Top 10 Ihrer Statistik und welches Betriebssystem wird genutzt?

Ziehen Sie dann die Schlüsse aus dem Reporting: Wie wichtig sind mobile Nutzer schon jetzt? Welche Kriterien wollen Sie für die Erfolgsmessung anlegen? Für welche Endgeräte müssen Sie optimieren? Vor allem: Brauchen Sie ein angepasstes Design für Tablets oder sieht Ihre Website auch auf einem iPad (noch) gut genug aus?

2. Tipp: Definieren Sie die Kernfeatures der Site

Wie schon gesagt, führt kein Weg daran vorbei sowohl eine Mobile Website als auch eine App zu entwickeln. Die Nutzungsszenarien unterscheiden sich leider und manche Nutzer bedienen auch in HTML5-Zeiten lieber eine App, als eine Mobile Website zu nutzen. Fangen Sie aber mit der Mobile Website an und überlegen dann, ob Sie ein komplett anderes Feature-Set für die Apps anbieten (das ist produktabhängig) oder die Features größtenteils übernehmen können und dann einfach native Features dazu entwickeln können.

Beispiele für solche nativen Features wären zum Beispiel die Navigation, Bildergalerien, Rechner-Tools. Denken Sie aber auch daran, dass Apple es nicht gerne sieht, wenn eine Mobile Website 1:1 als App übernommen wird. Auch das ist, neben der besseren Performance, ein Grund dafü,r native Features zu nutzen.

3. Tipp: Entscheidung Responsive Design oder Mobile Template-Sets

Responsive Design bei The Boston Globe
Überlegen Sie sich die Entscheidung für Responsive Design oder ein eigenes Mobile-Templateset gut. Wann wurde der letzte Website-Relaunch durchgeführt? Steht ein Relaunch an, dann bietet sich es an, die komplette Website responsive anzulegen. Sie müssen aber damit rechnen, dass die Entwicklungszeit für die reine Website damit auch steigt. Der Aufwand bzgl. Konzeption und Grafikdesign sollte sich nicht erhöhen.
Trotz allem lohnt sich der Aufwand, weil der Gesamtaufwand unter dem einer kompletten, separaten Produktion von Website, Mobile Website und App liegt. Responsive Design bietet sich für Shops an sowie für ratgeber- oder nachrichtenorientierte Sites.
Die Referenz hierfür ist die Site von Boston Globe, die von Mobile- über Tablet- bis zum klassischen Desktop einfach schön aussieht. Für Blog-Systeme wie WordPress gibt es etliche sehr schöne Responsive Templates (wie hier von Elmastudio). Überlegen Sie sich die Breakpoints Ihrer Seite, also bei welcher Seitenbreite der Inhalt umbrechen soll, bzw. die sich die Anzahl der Spalten verringert.

4. Tipp: Machen Sie sich Gedanken über Werbeformate

Falls Ihre Site werbevermarktet ist, wird es noch einmal etwas spannender. Die in Deutschland gängigen Werbeformate kann man nicht wirklich responsiv nennen, außerdem gibt es wenig Formate, die mobil auch wirklich funktionieren. Dieses Thema ist so komplex, dass es einen separaten Artikel verdient.

Zur Einstimmung können Sie diesen Artikel von Steven Bradley lesen. In Deutschland ist die Werberealität mit x-unterschiedlichen Werbeformaten allerdings noch etwas komplexer. Sie werden um die Definition neuer Werbeformate nicht herum kommen.

5. Tipp: Mobile und auch noch Tablet?

Aktuell liegt der Tablet-Traffic einer Site bei ca. 5-15%. Die Tendenz ist aber steigend. Deshalb mein Rat: Wenn Sie sowieso schon dabei sind, machen Sie die Tabletvariante gleich mit. Der Markt wird noch in 2012 mit neuen Android- und Windows-Geräten stark wachsen.

Je nach Produkt macht es mehr oder weniger Sinn bestimmte Features für Tablets zu entwickeln. Tablets werden vor allem abends genutzt, also im Couchsurfing. Das heißt, Sie können eine Lean Back Experience entwickeln, mit Mut zu Oppulenz und grafischen Spielereien (soweit es das Budget zulässt).

6. Tipp: Alte Handsets vergessen

Vergessen Sie alle Betriebssysteme, die älter als zwei Jahre sind. Optimieren Sie für iOS, Android 2.x und wenn es sein muss noch Windows Phone 7/8. Die Nutzungsintensität älterer oder seltener Handys rechtfertigt den Testing-Aufwand nicht. In dieser Statistik scheint mir Android etwas überrepräsentiert, aber iOS und Android werden mindestens 80% Ihrer Zugriffe ausmachen.

Android und iOS liegen deutlich an der Spitze bei der Verbreitung mobiler Betriebssysteme. Optimieren Sie für diese beiden Mobile OS.

Source: StatCounter Global Stats – Mobile Browser Market Share

7. Tipp: Frühzeitig die Browserweiche planen

Klären Sie schon frühzeitig, wie Nutzer die Mobile Website erreichen. Die Umleitung auf die Mobile Website sollte idealerweise serverseitig geschehen, der Client sollte mit dieser Aufgabe nicht belastet werden. Dazu gibt es fertige Services wie WURFL, aber auch kostensparendere Lösungen je nach technischer Plattform. Mehr Informationen dazu gibt es in diesem Artikel.

8. Tipp: Benachteiligen Sie mobile Nutzer nicht

Mobile User möchten nicht beschränkt werden und einen eingeschränkten Content sehen, nur weil sie mobil unterwegs sind. Überlegen Sie statt dessen, wie Sie Features so vereinfachen, dass sie auch mobil einfach zu nutzen sind. Wenn das nicht funktioniert – vielleicht brauchen Sie dieses Feature gar nicht, bzw. Ihre Kunden nutzen es schon jetzt nicht.

Viele Unternehmen denken inzwischen Mobile First. D.h. die Entwicklung der Mobile Site kommt zuerst. Hier werden die Kernfeatures der Site definiert, auf größeren Bildschirmen kommen Zusatzfeatures hinzu oder Features, die mobil nicht so stark genutzt werden (zum Beispiel Kommentare).

Für manche Sites macht es trotzdem Sinn sich auf bestimmte Kernfeatures zu beschränken. ein gutes Beispiel dafür die die Mobile Website des Reisevergleichsservice Kayak.

9. Tipp: Testen Sie Ihre Mobile Website gründlich

Wichtig für das Projektmanagement: Rechnen Sie eine mind. 50% höhere QA-Phase oder entsprechende Zeit bzw. Story Points ein, wenn Sie an das Testing der mobilen Seiten gehen. Auch wenn Sie nur für die aktuellen mobilen Browser optimieren sollten, dauert das doch seine Zeit. Rechnen Sie auch damit, dass die unterschiedlichen Android-Versionen ein paar Überraschungen für Sie bereit halten.

10. Tipp: Mobile Analyse und Reporting einrichten

Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber, ob Sie Ihren Nutzern ein Analysescript zumuten können. Natürlich sollten sie Geschwindigkeitstest (mit Gomez etc.) durchgeführt haben, um zu prüfen, wie schnell Ihre eingebauten Scripts geladen werden, aber im Normalfall sollten bei aktuellen Standardlösungen wie Omniture, Econda oder Google Analytics keine Probleme auftauchen.

Und wenn das alles klappt, prüfen Sie, ob Ihre definierten Ziele aus 2. erfüllt wurden. A/B-Tests zum Beispiel mit dem Visual Website Optimizer oder Optimizely bieten sich für Mobile Websites ebenfalls an.

Über Stefan Pahl 1 Artikel
Seit 2005 ist Stefan Pahl als selbständiger Berater für Unternehmen der TIMES-Branche tätig. Er ist Produktmanager, Projektmanager, Strategieberater und leidenschaftlicher Konzepter von neuen Web- und Mobile-Applikationen, z.B. für Firmen wie Deutsche Telekom, 1&1, MSN, FOCUS Online und Condé Nast. Seit drei Jahren ist er Freelancer bei der VISION Net AG und verantwortete die Relaunches von Sites wie jolie.de, familie.de und madame.de

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