Die 5 häufigsten Fehler, wenn Sie eine Agentur mit der Entwicklung einer App beauftragen

Luka Abrus

von Luka Abrus (Übersetzung: Martin Adam, mCRUMBS GmbH)

Es gibt zahlreiche Artikel über die Fehler, die Agenturen machen, wenn sie mit Kunden zusammenarbeiten. Aber diese Listen sind in der Regel recht umfangreich und sprechen alles an, vom Kommunikationsstil bis zum unternehmerischen Verständnis, um Schritte in der Design-Entwicklung zu überspringen und ungetestete Ergebnisse auszuliefern.

Bei der Firma Five haben wir uns kontinuierlich entwickelt und die Art und Weise, wie unsere Agentur arbeitet, in den letzten acht Jahren stetig verbessert. Und es gibt immer noch Dinge, die wir verbessern könnten und sollen.

Der Kunde *hatte* immer recht.

Ich werde Ihnen nicht den Unterschied zwischen „guten“ und „schlechten“ Kunden erklären oder versuchen, Sie zu einem guten zu erziehen. Ich werde auch nicht ständig die Grundlagen wiederholen, wie „Passen Sie auf die Änderungsanforderungen während des Projekts auf“ oder „Vertrauen und hören Sie auf Ihre Agentur.“

Alle Agenturen sind sich bewusst: „der Kunde ist König“. Aber die Agentur wurde aufgrund ihrer spezifischen Expertise beauftragt und kennt die Besonderheiten des Geschäfts. Und um ehrlich zu sein denke ich, dass es die Aufgabe der Agentur ist, den Kunden dadurch zum Zuhören zu bewegen, dass sie mit den richtigen Argumenten (wie Benutzer-Testdaten), starke Präsentationen auf der Grundlage früherer Branchenerfahrung oder einfach hohen Stundensätzen (nach dem alten Geheimnis Beratung „Bringe sie dazu, dir viel Geld zu zahlen, dann müssen sie dir auch zuhören!“) überzeugen.

Über die Jahre habe ich festgestellt, dass die Kunden ihre Fehler immer und immer wieder begehen. Einige davon sind echt frustrierend gewesen, einige hatten glücklicherweise keine Auswirkungen (wenn man „Habe ich es nicht gesagt!“ Momente weglässt)). Hier sind fünf Fehler, die einen erheblichen Einfluss auf ein Projekt haben können, aber leicht vermieden werden können.

1. Stellen der falschen Fragen während des Ausschreibungs-Prozesses

Das erste was falsch laufen kann, ist natürlich die Auswahl der falschen Agentur. Wir hatten immer wieder Kunden, die uns in der Ausschreibung nicht genommen haben, aber ein paar Monate später wieder zurückkamen, weil sie unzufrieden mit der ausgewählten Agentur waren. Warum? Weil sie die falschen Fragen in der Frühphase des Prüfungsprozesses gestellt haben und zu viel Gewicht auf völlig irrelevant Punkte gelegt haben.

Das Ziel einer Ausschreibung ist es, die Agentur kennen zu lernen, zu sehen, wie sie funktioniert und was sie besonders macht. Es ist ein zweiseitiger Prozess: Nicht nur, dass Sie (als Kunde) die Agentur wählen, auch die Agentur wählt Sie aus. Lassen Sie zum Beispiel den Preis nicht zu früh zur Entscheidungsgrundlage werden, denn die meisten dieser Schätzungen sind ein Schuss ins Blaue. Und achten Sie auf die Fragen, die sie gestellt bekommen. Lassen Sie sich nicht von den Marken blenden, mit denen sie gearbeitet haben oder den Fallstudien, die sie veröffentlicht haben – vielleicht war es ihr A-Team, und Sie müssen dann mit dem C-Team arbeiten.

Das Ziel einer Ausschreibung ist es, die Agentur kennen zu lernen, zu sehen, wie sie funktioniert und was sie besonders macht.

Seien Sie auch realistisch bei den Angebotsfristen, wenn Sie sie wollen, dass sie ihre Hausaufgaben machen, Ihr Unternehmen analysieren und einen detaillierten Vorschlag einreichen. Geben Sie ihnen nicht bis morgen um Mitternacht Zeit, nur, weil Sie andere Agenturen in der Pipeline haben.

Der Druck liegt bei Ihnen!

Es gibt ein paar Arten von Fragen, die uns immer wieder gestellt werden und die ein Projekt weder durchführbar machen noch zerstören.

Zum Beispiel ist die Frage „Wie hoch ist Ihr Stundensatz?“ zunächst sinnlos, weil diese Frage völlig irrelevant ist. Vielleicht liegt unser Satz bei $ 50, aber wir sind extrem langsam und ineffizient, und vielleicht liegt unser Satz bei $ 500, aber wir liefern fehlerfreien, leicht wartbaren Code schon Wochen vor dem geplanten Termin, innerhalb eines festgelegten Budgets und mit einem lebenslangen Support.

Die Fragen, die Sie wirklich stellen sollten, lauten „Was könnten Sie mit einem Budget von $ 150.000 erreichen?“ Oder „Was ist Ihr typisches Projektbudget?“, wenn Sie Ihre Karten noch nicht aufdecken wollen.

Fünf Fragen, die Sie stellen sollten (auf subtile Art und Weise):

  • Wo sehen Sie Gefahren und Probleme?
  • Sehen Sie dieses Projekt als eine wichtige Referenz für Ihre Agentur an?
  • Was ist Ihre typische Projekt-Laufzeit?
  • Wie managen Sie Ihre Projekte und wie können wir unsere beiden Organisationen synchronisieren?
  • Wie gehen Sie mit Änderungswünschen um?

2. Das falsche Budget festlegen

Die meisten Kunden erwarten zu Beginn des Projekts ein festes Budget. Und das ist in Ordnung – aus Kundensicht macht es durchaus Sinn. Es ist jedoch unrealistisch. Der typische Beginn für den Budgetierungsprozess ist eine schriftliche Spezifikation für das Projekt. Aber ein zweiseitiges Word-Dokument mit einer Anzahl von Aufzählungspunkten kann möglicherweise nicht genug sein, um den Arbeitsaufwand für die nächsten vier bis sechs Monate zu ermitteln, oder?

Auch wenn die Agentur sich zu einem bestimmten festgelegten Budget bereit erklärt, ist es nicht unbedingt eine gute Idee. Je weiter das Projekt fortschreitet, desto mehr werden sich Ihre Erwartungen zu bestimmte Funktionen heraus kristallisieren. Und wenn das nicht in den geplanten Rahmen der Agentur fällt, werden sie sich langsam zurückziehen. Es ist einfache Mathematik und die wird gegen Sie arbeiten. Sie wollen, dass die Agentur das Beste für Sie und Ihr Projekt tut, wollen, dass sie eher die Qualität maximieren, anstatt die zusätzliche Arbeit zu minimieren. Wie wollen Sie also diese Interessen unter einen Hut bekommen?

Fragen Sie zu Beginn nach einer Kostenschätzung.

Von der Agentur kann man erwarten, dass sie die Erfahrung hat und in der Lage ist, eine Aussage darüber zu treffen, ob das Projekt irgendwo zwischen $50.000 und $70.000 liegen wird oder zwischen $100.000 und $120.000. Zuletzt haben wir eigentlich immer Projekte in drei Phasen budgetiert: zunächst ein Workshop als erste Phase, dann die Designphase als zweite und die Entwicklung als dritte. Und eine zu 100 Prozent genau Festpreisschätzung kann man nur gewährleisten, nachdem die jeweils vorherige Phase erfolgreich abgeschlossen wurde.

Deshalb geben wir eine Festpreisschätzung für den Workshop ab (mehr dazu in 3.) und für die nächsten zwei Phasen reichen wir Budgetvorschläge ein. Und es funktioniert.

Falsche Kalkulation

Ein weiteres Problem ist eine falsche Kalkulation des Budgets für das Projekt. Wir haben Kunden, die ihr komplettes Budget für die erste Version der App ansetzen und darüber völlig die zweite Version, Änderungen und Aktualisierungen oder Marketing vergessen. Wenn Sie gerade erst die Finanzierung des Projekts gesichert haben und sagen wir, Sie hätten alles für die App-Entwicklung einkalkuliert, dann planen Sie, maximal 60 Prozent für Version 1 der App aufzuwenden.

Wenn Sie sich im Planungsprozess befinden und den Gesamtaufwand für die Unternehmensplanung ermitteln wollen, dann planen Sie 100% zusätzlich für Marketing, die zweite Version und ggf. Änderungen, die sich aus den Erfahrungen mit Version 1 ergeben, ein.

3. Fehlende Kommunikation von Unternehmenszielen (oder noch schlimmer, keine zu haben)

Es klingt so offensichtlich, aber die meisten unserer Kunden kennen tatsächlich nicht ihre geschäftlichen Ziele, bevor das Projekt gestartet wird. Und diese Ziele sollten das gesamte Projekt gestalten und beeinflussen, auf was wir uns am meisten konzentrieren. Wir müssen einfach Ihre Geschäftsziele verstehen und was Sie antreibt.

Es klingt so offensichtlich, aber die meisten unserer Kunden kennen tatsächlich nicht ihre geschäftlichen Ziele, bevor das Projekt gestartet wird.

Zuerst sollten Sie sich die folgenden Fragen stellen und sie dann an die Agentur kommunizieren:

  1. Warum führen Sie das Projekt durch? Was ist Ihre Motivation? Was treibt es an?
  2. Welches sind die wichtigsten Kennzahlen, die Sie messen wollen? Ist es Umsatz, Anzahl der Nutzer, in der App verbrachte Zeit, Monetisierung, Markenstärkung oder etwas Anderes?
  3. Was sind die Kriterien für den Erfolg? Gerechnet in einem Jahr ab jetzt, wie sollen die Erfolgszahlen des Projekts sein?

Seien Sie ein Held.

Sie müssen die Befürchtung einer jeden Agentur verstehen: dass Sie das Projekt irgendwann beenden, wenn es nicht die erwarteten Ergebnisse bringt.

Vielleicht wird es Ihr Finanzvorstand sein, der einfach auf die Zahlen schaut und entscheidet, den Finanzierungshahn zuzudrehen. Vielleicht wird es Ihr Geschäftsführer sein, der nicht möchte, dass Sie weitere Zeit dafür aufwenden, weil es keinen Wert für das Unternehmen einbringt. Unser Ziel als Agentur ist es, Sie als Projektverantwortlichen zu einem Helden in Ihrem Unternehmen zu machen und Sie die Treppe des Erfolgs durch unser gemeinsames Projekt nach oben fallen zu lassen.

Design-Sprint

Unser Ziel als Agentur ist es, Sie als Projektverantwortlichen zu einem Helden in Ihrem Unternehmen zu machen und Sie die Treppe des Erfolgs durch unser gemeinsames Projekt nach oben fallen zu lassen.

Und genau deshalb versuchen wir Sie davon zu überzeugen, bei den Projekten mit Workshops zu beginnen.

Wir machen Design-Sprints, ein fünftägiger Vor-Ort-Workshop, bei dem wir über Ihre Unternehmensziele sprechen und schauen, wie wir sie in bestimmte App Features umwandeln können. Das ist der Zeitpunkt, an dem der größte Lerneffekt entsteht und interessanter Weise auch unsere Kunden am meisten über sich selbst und die Motivation und Erwartungshaltung eines jeden Projektbeteiligten lernen, was am Ende den Ton im Projekt definiert. Wir sind uns sicher, dass wir nach dem Workshop den Aufwand für die Umsetzungsphase abschätzen können, da wir dann alle ein einheitliches Bild von dem haben, was wir da eigentlich bauen.

4. Zu wenig Zeit für den Kreativ-Prozess

Kunden versuchen in der Regel so schnell wie möglich einen ersten App-Prototypen zu bekommen, weil sie einen Fortschritt sehen wollen und diesen in ihrem Unternehmen zeigen wollen. In der Realität werden die ersten echten Zeilen Code nicht innerhalb der ersten zwei Monate nach dem Start geschrieben (einen speziell entwickelten Prototyp oder zwei, der nur besondere Funktionen zeigt, kann erstellt werden). Und dafür gibt es eine einfache Logik: Agenturen versuchen, einen Großteil der Zeit während der Designphase damit zu verbringen alle Produkt-Details zusammenzustellen und sicherstellen, dass alle Erwartungshaltungen erfüllt werden.

In der Entwurfsphase sind Veränderungen mehr als willkommen, und es gibt einen stetigen Review-Prozess, bei dem jeder um Feedback gebeten wird und wo das Feedback in die finalen Entwürfe eingearbeitet wird. Änderungen in der Entwicklung sind teuer, fallen sie schon in der Design- (UX-) Phase an, kosten sie nur ein paar Klicks.

In der Realität werden die ersten echten Zeilen Code nicht innerhalb der ersten zwei Monate nach dem Start geschrieben.

Es gibt eine ganze Anzahl von Schritten, die abgeschlossen sein müssen, bevor man sich in die Entwicklungsphase begibt, und es erfordert auch Zeit und Bereitschaft von den Kunden den Input, Präzisierungen, Richtlinien und Feedback bereit zu stellen. Stellen Sie sicher, dass Sie alle diese Schritte erledigt haben:

  1. Komplette Wireframes (UX) mit allen Abläufen. Schließen Sie alle Statusmeldungen ein (Fehler, leere Inhalte, Meldungen, Mikrokopien, etc.).
  2. Wireframe-Prototypen (z.B. mit Invision).
  3. Benutzertests der wichtigsten UX Abläufe.
  4. Designte Bildschirmansichten mit den Style-Parametern.
  5. Designte Prototypen.
  6. Animationen.
  7. Nutzertests mit den endgültigen Designs.

Nehmen Sie die Nutzertests ernst!

Es kann in Ihrem Unternehmen durchgeführt werden oder es kann bei der Agentur erfolgen, aber um echte Ergebnisse zu erzielen, verbringen Sie einen Tag in einer Nutzer-Test-Umgebung. Nach Abschluss der UX-Phase und nach der UI-Phase, holen wir mindestens sechs externe Benutzer in die Test-Umgebung, um alle Zielvorgaben zu validieren. Dazwischen führen wir einfachere und schnellere interne Nutzertests durch, manchmal führen wir eine Woche Nutzertests mit 30 Benutzern durch (sechs pro Tag ist da für uns optimal).

Wird die Entwurfsphase korrekt und ohne Auslassen von Schritten durchgeführt, dann wird die Entwicklungsphase ein Spaziergang im Park – keine Überraschungen und pünktlich auf den Tag.

5. Unterschätzen der Arbeit für das Back-End und die APIs

„Wir haben ein eigenes Team dafür. Wir werden uns darum kümmern. “

Das haben wir schon oft gehört und da schrillen bei uns alle Alarmglocken. Auf der anderen Seite ist es tatsächlich so, dass es niemand besser als das eigene Team gibt, das die Pflege des Backend durchführt. Es von der Business-Logik, den Datenbanken und den Servern zu lösen und eine Öffnung für eine Agentur würde viel zu viel Arbeit bedeuten. Und die Agenturen sind nicht wirklich scharf darauf. Wir wollen keine Monate damit verbringen, die Feinheiten des internen Systems des Kunden zu erlernen.

Aber die Realität ist, dass die internen Teams der Kunden mit Arbeit ausgelastet sind und zu viele Baustellen haben. In den letzten drei Jahren sind alle Verzögerungen, die wir bei der Bereitstellung unserer Projekte hatten, direkt durch die internen Teams der Kunden entstanden, die für das Backend und die API zuständig waren.

Die API steht an erster Stelle!

In einer perfekten Welt, sollte keine Front-End-Arbeit (mobile Anwendungen oder sogar Web-Anwendungen) starten bevor die API geliefert und getestet wurde. Noch beginnt in der Regel alles parallel. Kunden und Agenturen vereinbaren grobe Spezifikationen und meistens bauen die Agenturen eine eigene Test-API, die sie während der Entwicklung verwenden können. Und die Prämisse ist einfach: sobald die echte API fertiggestellt ist, werden wir einfach wechseln. Und das geschieht nie ohne Schmerzen!

Der Aufbau von effizienten APIs erfordert viel Zeit und Ressourcen. Es bedarf der Planung von gemeinsamen Kunden-Agentur-Teams und – schlicht und einfach – verbraucht Personal-Stunden. Es ist einfach, diesen Aufwand zu unterschätzen. Wir haben es öfters gesehen. Und jetzt ist es die wichtigste Sache, vor der wir alle unsere Kunden zu warnen.

Starten Sie früh, kommunizieren Sie häufig und lassen Sie die Agentur sie so schnell wie möglich testen. Behandeln Sie es auf dem gleichen Niveau wie jedes andere Projekt. Es ist keine Erweiterung zu einem externen Projekt. Es ist nicht einfach nur Support. Es ist ein vollwertiges Projekt, das eine technische Führung und mindestens zwei Wochen an Zeit benötigt. Also planen Sie es ein.

Starten Sie früh, kommunizieren Sie häufig und lassen Sie die Agentur sie so schnell wie möglich testen.

Helfen Sie uns, herausragende Apps zu bauen!

Oder sollte ich vielleicht sagen, helfen Sie uns, Ihnen zu helfen.

Stellen Sie die richtigen Fragen, weisen Sie Ihr Budget richtig zu, teilen Sie Ihre Unternehmensziele mit, lassen Sie eine Kreativ-Prozess zu und unterschätzen Sie nie die Arbeit für das Back-End und die API. Mit der richtigen Agentur und diese fünf Dingen im Hinterkopf können Sie der Vorhölle der stetigen Frustration entkommen und den Prozess des Schaffens von großartigen digitalen Produkten erleben.

Luka Abrus ist der CEO der Five.agency, Mobile Design und Development Agentur und Co-Founder von Shoutem.com, Mobile App Builder.

Übersetzung von: 5 common mistakes clients make when using agencies to build mobile apps by Luka Abrus durch Martin Adam. Martin hat dazu noch etwas geschrieben.

Der Artikel erschien zuerst hier, im Oktober 2016 Alle Bilder Luka Abrus.

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