Apple Music Launch: Fehler, Performance Probleme, schlechte User Experience

earphones iphone

Wie viele von Euch, so sind auch wir hier bei Testmunk große Musikfans. Im Laufe eines Arbeitstages nutzen wir oft Musikapps wie Spotify oder Soundcloud. Da wir auch über Kunden in diesem Bereich verfügen, sind wir mit den besonderen Anforderungen beim Testen einer App sehr vertraut.

Da hier nun zwei unserer Interessen, neue Musik-Quellen und Testautomatisierung, vereint sind, wollten wir die neue „Apple Music App“ sofort nach ihrer Markeinführung testen. Zu unserer Überraschung waren leider die Benutzerfreundlichkeit, Leistung und Funktionalität nicht das, was wir von einem Apple-Produkt erwartet hatten. Beim Testen des Produkts fanden wir einige Fehler:

Hinweis: Alle Fehler wurden auf den folgenden Testgeräten gefunden: iPhone 6, iOS 8.4

Fehler 1: Darstellungsfehler von Buttons und Schriften

Der erste von uns gefundene Fehler war visueller Natur und besonders gravierend, weil er sich auf der Willkommensseite der App befindet.

Fehler 2: Anmeldung war nicht möglich (gravierend)

Als Nächstes stießen wir auf einen Fehler, der für Apple extrem kritisch sein könnte. Sollte er weit verbreitet sein, kann dies Apple viel Geld kosten, denn dieser Fehler betrifft die Anmeldung für den Service.

Beim Abschluss der Anmeldung reagierte die Bestätigungsnachricht nicht und es war dadurch nicht möglich, die Anmeldung zu bestätigen oder zu annullieren. Um den Dialog zu verlassen, musste man den Homescreen Button drücken. Das Video weiter unten veranschaulicht das Problem.

Der Fehler war jedoch behoben, nachdem wir die App aus- und wieder eingeschaltet hatten.

Fehler 3: Lange Ladezeit bei der Suche

Dieser Fehler trat bei der Auswahl eines neuen Interpreten auf. Mit unserer 100-MBit-Internetverbindung dauerte es über 20 Sekunden, bis ein Song eines Interpreten abgespielt wurde. Bei einer derartig schnellen Netzwerkgeschwindigkeit empfehlen wir in der Regel, den Testfall nach fünf Sekunden zu beenden.

Es gibt nichts Frustrierenderes als eine App, die Routinefunktionen derart langsam ausführt, besonders wenn die Netzabdeckung nicht dafür verantwortlich ist.

Fehler 4: Lange Ladezeiten bei ‚Wiedergabe‘

Bei dem Versuch, einen Song eines Interpreten abzuspielen benötigte dies über zehn Sekunden, bis er wiedergegeben wurde. Sprich, der Nutzer muss nicht nur extrem lange warten bis die Suchliste die Ergebnisse vorschlägt, sondern auch wenn es zum Abspielen des Songs kommt, dauert es unakzeptabel lange.

Mit unserer schnellen Internetverbinding und angesichts der hohen Anforderungen von Mobile App Nutzern ist eine derartige schlechte Qualität bei einer Kernfunktionalität einfach nicht akzeptabel.

Um sicherzugehen, dass unsere Erwartungen angemessen sind, haben wir einen Benchmark mit der gleichen Song-Auswahl mit Spotify durchgeführt. Dort lud der gleiche Song in drei Sekunden.

Fairerweise muss man sagen, es könnte sich hierbei um ein vorübergehendes Server-Ladeproblem handeln. Falls die Nachfrage für die neue App die anfängliche Prognose Ansturm überschritten haben sollte, könnte das die langen Ladezeiten erklären. Es hat den Anschein, dass Apple den Downloadansturm so nicht erwartete.

Fehler 5: „Zur Wiedergabeliste hinzufügen“ ist leer

Wenn keine Wiedergabeliste erstellt wurde, ist der Bildschirm vollkommen leer, ohne Menüführungen jeglicher Art. Dies ist schlicht eine schlechte „User Experience“ und es sollte zumindest die Schaltfläche „Wiedergabeliste erstellen“ sowie eine Mitteilung vorhanden sein, dass der Nutzer bislang noch keine Wiedergabelisten erstellt hat.

Fehler 6: Wiedergabeverlauf zeigt „Unbekannte Interpreten“

Die Songs, die abgespielt werden, sollten sofort im Wiedergabelistenverlauf eingetragen werden. In Apple Music funktioniert dies bisher noch nicht.

 

Die hohe Anzahl an Fehlern ist in Anbetracht der Tatsache, dass die Apple Music App nur für das neueste 8.4 Update vorhanden ist, schwer zu ergründen. Die Anforderungen sind damit weitaus geringer als bei Apps, die gleichzeitig an verschiedene Betriebssystem-Versionen und Geräte ausgeliefert werden.

Einige Vorschläge um die User Experience zu verbessern

Als erfahrene Testautomatisierer und ehemalige App-Entwickler haben wir schon einige Apps gesehen und verfügen über dementsprechend viel Erfahrung, auch wenn es um das Thema „User Experience“ geht. Bei der Prüfung der Apple Music App haben wir nicht nur etliche Fehler gefunden, sondern auch einige problematische Fehler, die den Umgang mit der App nicht leichter machen:

1. Zu überfüllt, es ist schwer zu navigieren und etwas zu finden

Im Allgemeinen sollte bei der Navigation das „Weniger ist mehr“-Prinzip gelten. Dieses Prinzip ist nicht einzigartig für Musik-Apps und sollte für alle Apps gelten. Leider wurde dieses Prinzip bei Apple Music vernachlässigt. Die Anwenderschnittstelle ist viel zu überfüllt und man gewinnt den Eindruck, dass diese in aller Eile erstellt wurde.

2. Icons und einige Elemente sind zu klein

Besonders das Fingertippen auf „Add“ und „Clear” fühlt sich nicht richtig an. Die Schriftgröße ist zu klein und die Elemente „fühlen“ sich nicht wie Buttons an. Meine Finger sind schmal, aber ich kann mir vorstellen, dass einige Leute ziemliche Probleme damit haben, die richtigen Elemente zu berühren.

3. Zusätzlicher Abstand ist für bestimmte Bereiche erforderlich

Für eine saubere Optik sollte zumindest ein abstandgleiches „Padding“ unter- und oberhalb eines jeden Text-Bits innerhalb einer App vorhanden sein, einschließlich Interpretennamen und Titeln. Dies gewährleistet eine gleichbleibende Optik und stellt sicher, dass nichts in der App zusammengepresst oder unvollendet erscheint.

Im Beispiel unten sieht es aus, als ob mehr Informationen zum Interpreten unter dem Titel vorhanden sein sollten und man den Benutzer dazu einlädt, weiter runter zu scrollen.

Zusammenfassung und Ausblick

Diese Markteinführung fühlt sich etwas unreif für ein Apple-Produkt an. Wir erwarten von den Apple-Entwicklern ein bestimmtes Qualitätsniveau und dieses Mal wurde es nicht geliefert.

Es muss fairerweise allerdings auch erwähnt werden, dass das ein oder andere Problem während der Entstehung dieses Artikels verbessert wurde und mit Sicherheit weitere „Bugfixes“ kommen werden. Der Ansturm nach der Markteinführung wird auch zurück gehen und Apple wird seine Infrastruktur ausweiten. App und Nutzererlebnis sind bei anderen Musikapps im Moment im Vergleich zu Apple besser, aber ich bin neugierig wie sich das in den folgenden Monaten entwickeln wird.

Über den Autor: Martin Poschenrieder hat seine Karriere vor zehn Jahren bei Hagenuk, einer der ersten deutschen Handy Hersteller, gestartet. Nach einigen Jahren bei Accenture hat er sich zunächst im Bereich eigener Appentwicklung selbständig gemacht.

Bei der Entwicklung einiger Consumer Apps hat er das Problem des Apptestens entdeckt und Testmunk gegründet. Die Firma automatisiert das Testen von Mobile Apps.

Beitragsbild: Shutterstock

1 Kommentar

  1. Und wo ist die Mütze ? An diese bekannte Geschichte von Jo Hans Rösler erinnert mich dieser „Bericht“ . Dass Apple mit dem Launch von Music ein in seinem Umfang , Informationsgehalt und – ja – Usability noch nicht dagewesene bessere Lösung gebracht hat und die bestehende Produkte alt aussehen lässt ( Spotify, Qobuz etc.) ist wohl eindeutig bewiesen . Dass es dabei bei 1.0 zu „Verbesserungsfeldern “ kommt wie zb etwas zu kleine Buttons ist selbstverständlich , wenn man die zig Tausend gelungenen Lösungen mit berücksichtigt . Nur dass Apple Music anfangs etwas überladen daherkommt kann man stehen lassen . Aber auch vor den Bugfixes bei 1.2 oder 1.3 findet man sich rasch zurecht in der neuen Fülle. Also bitte Leute denkt kurz nach wieviel hier super gelöst ist und lasst das Gejammere , Perfektion und 1.0 zusammen geht einfach nicht.

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