Mobile Payment Praxistest: PayCash

Paycash

Mobile Payment ist zurzeit in aller Munde. Grund ist der Start von Apple Pay in den USA. Da es wahrscheinlich noch mindestens ein halbes Jahr dauern wird bis das in Deutschland verfügbar sein wird, will ich jetzt wieder meine Testreihe zu den bereits in Deutschland verfügbaren Verfahren fortsetzen.

Heute geht es um PayCash. Das Startup ist zwar schon vor 2 Jahren gestartet, seitdem gibt es aber immer wieder Neuigkeiten. Diese und das Verfahren insgesamt sollen beleuchtet werden.

Zum Grundprinzip von PayCash sei erst mal so viel gesagt. Es handelt sich um ein Guthaben basiertes Verfahren. Aufgeladen werden kann das Konto per Sofortüberweisung, Kreditkarte oder per SEPA Lastschrift. Alle Ladeverfahren sind für den Benutzer frei von Kosten. Selbst das für das Entladen auf ein registriertes Girokonto werden derzeit keine Gebühren erhoben.

Die Zahlung am POS erfolgt nach folgendem Prinzip. Man öffnet die App und  gibt den Betrag ein. Danach verbindet sich das Handy mit dem PayCash Server, dort wird ein Token erzeugt und dieser wird auf dem Handy als QR Code angezeigt. An der Kasse wird der QR Code abgescannt und der Token wird dann im Backend verarbeitet. Damit wird der Bezahlvorgang dann abgeschlossen.

Im Prinzip ist das anzeigen des Tokens ein guter sehr transparenter Weg der Kommunikation von Handy und Kasse. In der Praxis scheitert dies aber oft an der Tatsache dass vielen Kassen die entsprechende Schnittstelle fehlt. Das PayCash Team hatte deshalb sofort mit dem Start eigene Terminals im Angebot. Um die Kosten dafür im vertretbaren Rahmen zu halten, hat man einfach ein Gehäuse um ein Smartphone gebaut. Ein Spiegel lenkt dann den angezeigten QR Code zur Kamera des eingebauten Handys. Eine smarte Idee.

Mittlerweile hat PayCash auch die Integrationen in einige Kassenterminals realisiert (TC POS, Addipos, tl1 und la cash). Einen Piloten dazu kann man auf dem Düsseldorfer Messegelände betrachten, weitere sind angekündigt. Der Bezahlvorgang dort ist wesentlicher geschmeidiger. Die Kasse verfügt über eine Festnetzverbindung zum PayCash Server und die Autorisierung muss nicht über das Mobilfunknetz erfolgen. Außerdem ist es dann nicht mehr notwendig den Betrag am Handy einzugeben. Man wählt beim Warten in der Schlange oder während der Bestellung PayCasch Direct aus, danach wird ebenfalls ein Token erzeugt den man dann nur noch an den Kassenscanner halten muss.

Eine weitere Interessante Anwendung ist ein Pilot mit UPS. Der Paketbote hat ein Handy von PayCash dabei und kann genau wie beim umgebauten Terminal direkt Zahlungen an der Haustür akzeptieren. Bei meinem Test den ich durchgeführt hatte lief es sogar besser als bei den Zahlungen am Düsseldorfer Bahnhof dem Testgebiet von PayCash. Auch der UPS Bote war erleichtert wie einfach das ging. Ich war anscheinend wieder mal der erste Kunde. Wenn der Pilot erfolgreich verläuft will UPS die Lösung direkt in die Terminals der Fahrer integrieren, damit diese nur noch ein Gerät mit sich herum tragen müssen.

Übrigens hat die Endkunden App auch die Kassenterminal Funktion, so dass man unter Freunden direkt Geld austauschen kann. Diese Funktion ist ebenfalls kostenlos.

Remote Zahlungen unter Freunden sind derzeit nicht vorgesehen. Das geht aber über AVUBA ein Berliner Startup, welches auf die PayCash Plattform aufsetzt.

Fazit:

Mit dem Eintritt von Apple Pay hat sich gezeigt, dass NFC auf jeden langfristig am POS durchsetzen wird. Da stellt sich die Frage, ob sich ein weiteres Kommunikationsverfahren zwischen mobilem Endgerät und Kassenterminal etablieren kann. Meiner Meinung besitzt ein Token Verfahren mit QR Code hier die größten Chancen. EMVCo (Verband für die Standardisierung von Kreditkartenzahlungen) hat für ein QR Code basiertes Payment Tokenisation Verfahren bereits eine Spezifikation erstellt (auf Seite 77 gibt es ein Diagramm: Scan at Point of Sale Flow).

Auf lange Sicht werden Fotoscanner die Laserscanner substituieren oder ergänzen. Damit können dann auch Barcodes und QR Codes auf dem Handy erfasst werden. Loyalty Karten und Coupons werden noch einige Zeit brauchen um per NFC übertragen zu werden. Auch die Wallets der Mobilfunkunternehmen und gerade Apple Passbook setzen auf die QR Code Anzeige in diesem Bereich. Außerdem gibt es noch eine relevante Gruppe von Benutzern die das Vorzeigen eines QR Code gegenüber der unsichtbaren NFC Datenübertragung bevorzugen. Ein QR Code Verfahren in dieser Form kann auf jedem Smartphone und von jedem Marktteilnehmer verwendet werden.

Kein Unternehmen in Deutschland setzt die Kombination von Tokenisation und QR-Code so konsequent ein wie PayCash. Ob dieser Ansatz Erfolg hat hängt auch davon ab, wie schnell die Integration mit weiteren Kassensystemen und Händlern voran schreitet. Zuvor muss aber noch ein Problem gelöst werden. Die Erzeugung eines Tokens verlangt eine Mobilfunkverbindung zum PayCash Server während des Bezahlvorgangs. In meinen Tests hatte ich damit zwar nie Probleme. Die kommen aber spätestens bei einem flächendeckenden Rollout. Für dieses Problem gibt es verschiedene Lösungsansätze. Ich bin gespannt welchen davon PayCash wählen wird.

Über Rudolf Linsenbarth 91 Artikel
Rudolf Linsenbarth ist Senior Consultant für den Bereich Mobile Payment und NFC bei der COCUS Consulting GmbH. Zuvor war er 11 Jahre im Bankbereich als Senior Technical Specialist bei der TARGO IT Consulting (Crédit Mutuel Bankengruppe). Hier auf mobile zeitgeist schreibt Rudolf Linsenbarth in eigenem Namen . Mehr über Rudolf auf Twitter @Holimuk oder bei XING.

6 Kommentare

      • Hab leider die Antwort erst jetzt gesehen…sry.

        Ganz aktuell kann man beispielsweise bei Misereor. In dem aktuellen Mailing für die Menschen in Ruanda kann man eine Spende über den beigelegten Überweisungsträger machen, auf misereor.de online spenden oder einfach den abgedruckten QR-Code scannen und die Spendeüber PayPal machen.

        So wird der Prozess für die Spende so einfach wie möglich gehalten. Einen Überweisungsträger ausfüllen und zur Bank bringen etc. würde da z. B. mehr Zeit in Anspruch nehmen.

  1. Ein Guthaben basiertes Verfahren finde ich nicht so toll… Dann will ich was kaufen, habe aber leider nicht genügend Guthaben… d. h. erst nach Hause fahren… aufladen… warten bis aufgeladen etc. etc.

    • Paycash kann man auch direkt am Smartphone aufladen. Ich glaube die haben jetzt sogar Lastschrift dann gehts noch komfortabler muss ich mir mal für den nächsten Test vormerken.

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