Welche Gründe sprechen für BYOD?

BYOD

Kurz und knapp könnte ich die Überschrift zerlegen, in dem ich behaupte, eigentlich gar keine! Und obwohl sich das Thema nun wirklich nicht als goldener Schlüssel erwiesen hat, ist es in den letzten Jahren mehr als hartnäckig gewesen und lässt sich auch nicht so einfach wegdiskutieren.

Auf der einen Seite gibt es wirklich keinen vernünftigen Grund für eine BYOD-Strategie. Im Regelfall werden Kosteneinsparungen als Grund vorweg geschoben, oder dass die Benutzer das fordern.

Aber wo liegen denn die Kosteneinsparungen? Im Regelfall bei der Anschaffung der Geräte. Ja, ein schickes Gerät wie ein iPhone ist teuer. Wenn das Unternehmen diese Investition sparen kann, ist alles super. Aber ist es das tatsächlich? In den letzten Jahren habe ich so manchen Konzern im Thema Mobility begleitet und die Rechnung geht meistens nicht auf.

Die Einsparungen, die ich bei der Anschaffung habe, werden später durch den Betrieb und Support bei BYOD wieder aufgefressen. Der Support hat später das Problem, dass er einen Wildwuchs von Geräten unterstützen muss. Da haben wir iOS, was nun wirklich das Einfachste ist, denn hier haben wir ein Betriebssystem für Tablets und Smartphones, bei dem auch die APIs immer gleich sind.

Aber auch hier kommt es zu Versionsunterschieden, wenn die Mitarbeiter das Gerät nicht auf dem aktuellsten Stand halten. Daher kann es hier auch zu Unterschieden zwischen einem Gerät, welches der Benutzer und der Helpdesk hat, kommen. Richtig schwierig wird es bei Android, welches von Hersteller zu Hersteller schon etwas anders agiert und vor allem sind von Version 2.2 bis 4.4 alle Versionen des Betriebssystems im Feld unterwegs.

Hier ist es einem Helpdesk fast unmöglich, vernünftig Support zu leisten und das muss er, sobald der Anwender Daten vom Unternehmen nutzen möchte. Windows Phone ist auch nicht gerade der einfachste Kandidat und Blackberry funktioniert eigentlich nur effektiv in einer Blackberry Umgebung.

Fakt ist, dass Tickets beim Mobility-Betrieb meist sehr viel länger dauern, da der Supporter erst einmal versuchen muss, zu verstehen, an welcher Stelle der Anwender sich befindet und warum das meist etwas ungenau beschriebene Fehlerbild nun auftaucht.

Den kritischen Faktor Datensicherheit erwähne ich heute nur einmal am Rande.

Gibt es da keine Hilfen?

Sicher gibt es ein wenig Hilfe für den Helpdesk und die Verantwortlichen. Einerseits können und sollten Mobile Device Management Lösungen genutzt werden. Diese geben zumindest eine gewisse Auskunft über das Gerät, welches schon helfen kann einen Fehler zu finden. Hat das Unternehmen ein vernünftiges System im Einsatz, kann man sich zumindest über den Remote Zugriff auch auf Samsung Geräte aufschalten und selbst nach dem Rechten schauen.

Beim Thema MDM gibt aber auch einen Haken. MDM ist eher reaktiv als proaktiv. Erst wenn etwas auf dem Gerät schon passiert ist und dies dann an den Server gemeldet wird, kann automatisch oder manuell reagiert werden.

Eine eher schlechtere Alternative sind Container Lösungen, bei denen ich am besten nur den Support für den vom Unternehmen bereitgestellten Container zur Verfügung stelle. Hier kann ich mir dann sicher sein, dass ich mir den Unmut der Benutzer damit einhandele. Erstens: werden je nach System nur noch Telefonnummern im Display angezeigt, ohne dass der Benutzer weiß, wer ihn da anruft. Und zweitens erwartet ein Benutzer auch Support, wenn etwas nicht direkt mit dem Container zusammen hängt, mit der ganz einfachen Begründung: „Ich kann nicht arbeiten.“

Und in der Mobility gibt es eine Regel: Dein Konzept funktioniert nur, wenn du die Unterstützung der Benutzer hinter dir hast.

Mit der extremen Vielfalt in den App Stores schaffen sich Benutzer, die der Meinung sind, keine richtige Unterstützung von ihrer IT zu erhalten, ganz schnell eigene Lösungen, mit denen Unternehmensdaten getauscht werden. Diese Mittel und Wege sind für jedermann zugänglich und selbst Benutzer, die auf einem Firmenrechner so gut wie keine Rechte haben und kaum technische Affinität aufweisen, schaffen es, Unternehmensdaten an der IT vorbei zu schmuggeln.

Welche Gründe sprechen denn sonst für BYOD?

Ein meist genannter Grund in den Firmen für die BYOD-Einführung ist, dass sich die Benutzer sowieso schon längst selbstständig gemacht haben. Seitdem es Laptops gibt, gab es immer Benutzer, die sich ihren Email-Account auch auf einem privaten Rechner eingerichtet haben. Durch die Smartphones und Tablets ist diese Anzahl nur noch viel größer geworden.

Ein anderer Grund ist in manchen Organisationen, dass hier einfach nicht jedem ein Firmentelefon zusteht. Manchmal ist die Regelung so strikt, dass einem Mitarbeiter kein Telefon zusteht, nur weil er eine gewisse Hierarchiestufe nicht erreicht hat – obwohl er ein Telefon dringend für die Erledigung seiner Aufgaben benötigt. Hier ist der Mitarbeiter dann schon fast gezwungen, sein privates Gerät zu nutzen.

Ein weiterer Grund, der mir oft begegnet, ist dass die vom Unternehmen angebotenen Geräte dem Benutzer nicht gefallen. Wie oben bereits erwähnt, ist die Akzeptanz beim Benutzer extrem wichtig. Wenn der Benutzer also ein iPhone haben möchte anstatt eines anderen Gerätes, wird er im Zweifelsfall sein eigenes Telefon nutzen. Dafür sprechen aus Benutzersicht zwei Gründe: A) weil er nur ein Gerät nutzen möchte und nicht zwei. B) sein privates iPhone ist einfach cooler. Oftmals sind die Benutzer im privaten Bereich schon mit besseren, schöneren und innovativeren Geräten ausgestattet. Von daher ist der Benutzer oft auch schon sehr verwöhnt.

Und warum konnte das passieren?

Das ist ganz einfach, viele Unternehmen haben einfach viel zu langsam gehandelt. Es wurde erst einmal abgewartet, ob der Hype Mobility nicht bald wieder verebbt. Es bestand eine gewisse Skepsis den neuen Technologien gegenüber. In dieser Zeit wurden keine Investitionen in Mobile Device Management Lösungen getätigt und die wenigsten haben Geld für eine ordentliche Mobility Roadmap ausgegeben. Währenddessen zogen die mobilen Endgeräte ihren unaufhaltsamen Weg in den Alltag der Nutzer – die Technik kam immer näher an den Menschen.

Fairerweise muss ich dazu sagen, dass es am Anfang für eine IT auch schwer zu erkennen war, welche Größe und Komplexität das Thema Mobility mit sich bringt. Auch wenn ich heute eine Roadmap für ein Unternehmen erstelle, ist das Erstaunen groß.

Wie plane ich trotzdem am besten eine BYOD Umsetzung?

Der beste Weg bei Mobility ist generell immer: fangen Sie von vorne an! Setzen Sie sich ein Ziel und überlegen Sie genau, was Sie mit Mobility erreichen wollen. Danach erstellen Sie eine Roadmap, die Sie genau dorthin bringt. Beziehen Sie immer Ihre Benutzer rechtzeitig in den Prozess mit ein, damit Sie auch deren Akzeptanz und Unterstützung bekommen.

Der Benutzer hat immer noch andere Anforderungen, als eine IT oder Unternehmensführung. Im Anschluss startet erst die Umsetzung, am besten beginnend mit den „QuickWins“, also den Aktivitäten, die schnell und einfach umzusetzen sind und auch schon eine Sichtbarkeit des Themas dem Benutzer zeigen. Informieren Sie die Benutzer kontinuierlich und bieten Sie konkrete Alternativen für WhatsApp und Co.

Auch wenn Sie bereits das eine oder andere eingeführt haben, z.B. ein Mobile Device Management, macht es immer Sinn eine Roadmap zu erstellen und noch einmal zu prüfen, ob an alles gedacht wurde – denken Sie an die Vielfalt und Komplexität des Themas Mobility. Dabei ist immer wichtig, dass die Roadmap als ein „lebender Wegweiser“ gesehen wird. So schnell wie die Technologie sich entwickelt, so schnell muss auch eine Anpassung erfolgen. Agilität und Geschwindigkeit sind dabei sehr wichtig. Zerlegen Sie die Mobility-Pakete in kleinere Aktivitäten. Kleiner Tipp: Um Fortschritte zu überprüfen, sind Reifegradanalysen in regelmäßigen Abständen sehr sinnvoll, da sie sehr genau Fortschritt, Stagnation oder Misserfolg aufzeigen.

Über Tim Schertgens 9 Artikel
Verfügt über 10 Jahre Erfahrung im Thema Enterprise Mobility. Seit 2003 nimmt er Aufgaben als IT-Berater und Autor wahr, seit 2010 mit der Spezialisierung auf einen ganzheitlichen Mobilityansatz (Enterprise Social Flexibility & Digitale Transformation & Digital/Multimedia).

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