Corporate Publishing: ‚Augmented Reality ist ein Mythos‘

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Das Panel unter dem Titel „Mobile Corporate Communication: Content Marketing mit Augmented Reality und Co.“ fand im Rahmen der 27. Medientage München am 18. Oktober statt.

Nachdem in den Panels der Medientage zum diesjährigen Motto „Mobile Life“ so gut wie gar nichts zu hören oder zu sehen war, gab’s zum Glück am letzten Tag noch ein mobile-orientiertes Panel. Im Raum stand die Frage, welche Wege denn zum Kunden führen würden.

Alle Podiumsgäste waren sich einig, dass nur gemeinsam mit den Kunden neue erfolgreiche Vertriebskonzepte entwickelt werden können, die Zeiten des „einfach mal machen und Ergebnis abwarten“ seien auch für bei mobilen Vermarktungsthemen längst vorbei. (Was für eine Erkenntnis!)

Schwerpunkt der Diskussion war dann, welche Form des Corporate Publishings die bessere sei. Apps oder offene Webformate wie HTML 5? Für Markus Elsen, Geschäftsführer der Agentur New Times Corporate Communications München, stand fest: „Die Schranken des App-Stores sind ein Problem. Außerdem begeben wir uns in die Abhängigkeit von Apple-Vorschriften. Ein Web-Magazin sieht in fast allen Punkten so aus wie eine App.“ Elsen betonte, dass HTML Verlinkungen möglich macht und man dadurch „viele Kunden, die über Google kommen“ mitnehmen könne.

Sandra Harzer-Kux, Leiterin des Hamburger Büros von G+J Corporate Editors sah dies differenzierter. Beide Formen hätten ihre Berechtigung nebeneinander. Uwe Leidinger, Bereichsleiter Marketing bei der AOK Bayern stimmte ihr zu: „Wir setzen auf beides. Auf Apps, wenn es um Image und Markenbildung geht, und auf HTML 5, wenn wir Botschaften kommunizieren wollen.“ Wie man an dieser Aussage erkennen kann, nutzte er im Verlauf der Diskussion viele solcher bekannter Floskeln und wenig Neues, quittiert mit Gähnern seitens des Publikums.

Für seine Zwecke sei HTML völlig ungeeignet, meinte dagegen Mario Vigl, Chefredakteur des Allianz-Magazins 1890: „Die Zukunft der Zeitschrift liegt in der iPad-App.“ Thomas Garanin, Geschäftsführer der Next Munich The App Agency, stimmte ihm zu: „Interessante Features wie Augmented Reality bietet nur die App.“

Dies könne „Mehrwert für die Corporate Communication bieten, tut es aber meist nicht“, konterte Elsen. „Wir müssen erst mal unsere Hausaufgaben machen, bevor wir uns mit dem übernächsten Schritt beschäftigen.“

Augmented Reality sei wenig sinnvoll und ein großer Mythos, meinte die Runde nahezu übereinstimmend. Man könne mit sinnvoller Verbindung von Video, Audio und Text mehr erreichen. Harzer-Kux bestätigte, ihre Kunden würden das „perspektivisch durchaus spannende“ Thema im Moment gar nicht nachfragen. Ihrer Meinung nach sei die aktuelle Herausforderung viel grundsätzlicher: „Es geht darum, mobile Inhalte mit Vermarktungsformen und Services zu vermischen“.

Und als weiteres Fazit aus der Runde kann ich zusammenfassen: Je mehr Menschen mobile Endgeräte wie Tablet oder Smartphone nutzen, desto interessanter ist Mobile Corporate Communication für Unternehmen – auch weil innovative Technik hier maßgeschneiderte Formate möglich macht. In meinen Augen eine sehr vereinfachte Sichtweise zu einem Bereich, in dem schon viel mehr Innovatives umgesetzt werden kann. Und einmal mehr wünschte ich mir, die Erfinderin einer für alle perfekten Vermarktungsform zu sein!

Mein kurzes Fazit zu den diesjährigen Medientagen München: Nichts gegen Elefantenrunden und die klassischen Medien, die trotz manch anderer Meinung weiterhin ihre Daseinsberechtigung haben. Das aber das Motto „Mobile Life – Herausforderung für Medien, Werbung und Gesellschaft“ so spärlich auf den Panels vertreten wurde, fanden ich und die meisten Teilnehmer schon enttäuschend. Und so inhaltlich flach obiger Bericht erscheinen mag, so war es vor Ort auch. Leider haben die Veranstalter die Chance, einen wirklich zeitgemäßen Kongress zu bieten, meiner Meinung nach versäumt und sich der im Motto benannten Herausforderung nicht gestellt.

Über die Autorin: Nach 15 Jahren in Leitungspositionen unter anderem bei Parship, Hermes Logistik, cellity AG und KSP gründete Dipl.-Volkswirtin Ulrike Gagel-Petereit die Hamburger Unternehmensberatung ThreeSome M&C Consulting, spezialisiert auf Strategie und Umsetzung von Marketing- & Kommunikationsprozessen. Mit Heike Scholz rief sie 2009 die Fachkonferenz momit ins Leben, zudem ist sie Gründerin des Mobile Breakfast Hamburg.

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