‚Mal eine App‘: Produktentwicklung mit Paper-Prototyping Teil 1

Paper Prototyping

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – Herrmann Hesse

Der Beginn eines neuen Produktentwicklungsprojektes ist für jeden Produktmanager ein besonderes Erlebnis – die ersten Ideenskizzen und Zeichnungen werden meist auf Papier verfasst oder auf der berühmten Serviette im Restaurant.

Wie lässt sich nun diese Dynamik und Kreativität der ersten Ideen im weiteren Produktentwicklungsprozess beibehalten?

Paper-Prototyping kann eine Methode sein, schneller und kreativer bei der Konzeptentwicklung und im weiteren Produktentwicklungsprozess zu arbeiten; die Methode ist z.B. von Bill Buxton in seinem Buch Sketching User Experiences detailliert beschrieben und oder in Carolyn Snyders Buch Paper Prototyping und eignet sich sehr gut sowohl zur Nutzung in klassischen Wasserfall-Produktentwicklungsprozessen und passt selbstverständlich ideal zu einer agilen Produktentwicklungsmethodik mit Scrum.

In einer dieser dreiteiligen Serie werden Methoden zur Erstellung von Prototypen verglichen und Tools für Paper-Prototyping vorgestellt (Teil 1), digitale Wireframing-Tools vorgestellt (Teil 2) und die Verbindung von Paper-Prototyping mit Wireframing-Tools im Fazit integriert (Teil 3).

Produktentwicklung: Methoden zur Erstellung von Produktkonzepten

Zunächst ein kurzer Überblick über die verschiedenen Ansätze, Produktkonzepte zu generieren, zu visualisieren und kommunikativ aufzubereiten

1. Visuelle Ansätze, v.a. mit Einzelscreens und Storyboards

  • Paper Prototyping
  • IT-unterstütztes Wireframing

2. Textbasierte Ansätze: Erstellung eines klassischen Lastenhefts mit der Beschreibung der Funktionalitäten

Grundsätzlich lassen sich sowohl die visuellen Ansätze als auch die textbasierten Ansätze in allen Phasen des Produktentwicklungszyklus einsetzen, haben jedoch ihre spezifischen Vor- und Nachteile – diese finden sich in den folgenden Grafiken.

Vorteile der einzelnen Methoden

Die Vorteile des Paper Prototyping liegen vor allem in der hohen Geschwindigkeit und damit den schnellen Feedbackzyklen mit dem Kunden. Die Nutzung von digitalen Wireframing Tools ist gut geeignet, Kunden und internen Ansprechpartnern wie Geschäftsführung, Marketing etc. die Produktidee hochwertig vorzustellen. Die textbasierten Ansätze schneiden vor allen dann gut ab, wenn die Produktentwickler keine ausgeprägten Kenntnisse von Grafik und Design haben und die Kommunikation mit der Software-Entwicklung wichtig ist.

 

 

Nachteile der einzelnen Methoden

Die Nachteile des Paper-Prototyping kommen v.a. dann zum Tragen, wenn verteilte Teams arbeiten und viele Veränderungen eingearbeitet werden müssen. Digitale Wireframing-Tools erfordern den Kauf neuer Software und sie fördern den hang zum Perfektionismus („pixel perfect“). Textbasierte Ansätze machen es aufgrund der abstrakten Beschreibung schwer, Produktkonzepte an Kunden, Geschäftsleitung oder Marketing zu kommunizieren.

Paper Prototyping

Im Entwicklungsprozess ist es meist am sinnvollsten, zunächst mit dem Paper Prototyping zu beginnen, da es die ersten Ideen unmittelbar visualisieren und in Gesprächen mit Kunden, Kollegen und Softwarespezialisten weiterentwickeln kann. Zur Vertiefung der Vor- und Nachteile: In diesem Artikel behandelt David Travis einige Mythen bezüglich Paper Prototyping.

Tools für die Produktentwicklung mit Paper Prototyping

Die einfachste Version des Paper Prototyping besteht darin, die Skizzen freihändig anzufertigen und anschließend die Workflows auf einem Blatt abzubilden. Schwieriger wird es bei wiederkehrenden Elementen oder vielen Veränderungen im Laufe des Entstehungsprozesses. Hier haben sich die folgenden Tools und Hilfsmittel bewährt:

Prototyping-Notizblöcke

Diese Notizblöcke enthalten vorgefertigte Geräte-Umrisse (Browser, iPhone, iPad, etc. ), die die Seitenverhältnisse festlegen und schon einzelne Interface-Elemente wie Suchzeile, Buttons etc. enthalten

Beispiele für diese Produktkategorie sind

Prototyping-Templates zum Ausdrucken

Die elektronischen Templates liegen üblicherweise in Datenformaten wie PDF, Power-Point oder Photoshop vor und können genauso wie Portotyping-Notizblöcke genutzt werden, allerdings mit höherer Flexibilität, da sie anpassbar sind. Natürlich ist es auch möglich, auf Basis von Visio oder PowerPoint eigene Templates zum Ausdrucken zu entwickeln.

Im Folgenden zwei Beispiele für Prototyping-Templates zum Ausdrucken

Weitere Hilfsmittel

Neben den Templates zum Ausdrucken und Notizblöcken gibt es zwei weitere interessante „Hardware“-Tools für das Paper Prototyping und die Erstellung von Wireframes, die eine schnelle und flexible Gestaltung von Oberflächen ermöglichen:

  • Phone Doo – beschreibbare Magnettafeln in Form eines iPhone (kostenpflichtig)
  • UI-Stencils – eine Metall-Schablone mit UI-Elementen (kostenpflichtig)

Fazit

In diesem ersten Teil der dreiteiligen Serie zum Thema Produktentwicklung mit Paper-Prototyping wurde ein Überblick über die Methoden der Produktdefinition gegeben und konkrete Tools für das Paper-Prototpying vorgestellt.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit digitalen Wireframing Tools für die Software-Produktentwicklung. Im dritten Teil werden Ansätze zur Verbindung von Paper-Prototyping und der Nutzung von digitalen Wireframing-Tools dargestellt.

Über Stefan Behrendt 11 Artikel
Stefan Behrendt ist Managing-Partner des Beratungshauses DSP-Partners. Er arbeitet mit Telekommunikations-, Medien- & Softwareunternehmen an Projekten zu Strategie, Produktmanagement und Operations. Zuvor hatte er Management-Positionen bei der Deutschen Telekom, abaXX-Technology und Roland Berger inne und war Mitglied des Aufsichtsrats der Scout24-Gruppe, von Swoodoo und atrada Trading Network.

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