Sicherheit in der Mobile? Totaler Blödsinn!

sicherheit in mobile

Entsinnen Sie sich noch an den Sommer 2010? Ganz Deutschland regte sich über Google und Streetview auf und dies führte dazu, dass auf Wunsch die Bilder Betroffener verpixelt wurden. Mich störte Streetview seinerzeit nicht und stört es immer noch nicht. Aber es war und ist völlig korrekt, dass sich die Menschen darüber aufregten.

30 Monate später. Dieselben Leute, ganz andere Ansichten. Der Mensch ist oft schon ein sonderbares Wesen! Ich traf in den letzten Tagen zwei Menschen, die immer den Datenschutz hochgehalten haben. Aber für beide ist Datenschutz relativ geworden. Leider!

Gegen Street View, aber WhatsApp nutzen

Fall 1 – ein seinerzeitiger Streetview-Gegner mit heute verpixeltem Haus. Heute ein begeisterter Nutzer eines Samsung Galaxy S3 und von WhatsApp! Genau, dass Galaxy S3 überträgt seine Daten an den amerikanischen Geheimdienst (Aktuelle Samsung Android-Geräte unsicher – Lehrstück für schlechtes Krisenmanagement) und WhatsApp ist die schlimmste und grenzwertigste Datenschleuder aller fragwürdigen Apps, worüber ich auch schon mehrfach schrieb, beispielsweise im Beitrag End­lich berich­tet auch das ZDF: Whats­App muss in Unter­neh­men ver­bo­ten werden!

Früher gegen die Volkszählung, heute Smartphone

Fall 2 – ein Ehepaar, dass dem Datenschutz viele Jahre aus tiefster Überzeugung verbunden war und ist, sie zogen sogar bis vor das Bundesverfassungsgericht gegen das seinerzeitige Gesetz zur Volkszählung. 20 Jahre ist dies her – 1983 gab es keine Smartphones und ein sehr anderes Verständnis von Datenschutz und Privatheit. Aber auch bei solchen einst sensiblen Menschen hat das Smartphone Einzug gehalten – auch hier darf ein Galaxy S3 mittlerweile die Daten seiner Anwender munter in die Welt verteilen.

„Ich habe nichts zu verbergen“

Wenn ich Menschen auf den problematischen Datenschutz auf mobilen Endgeräten anspreche, ernte ich bei Jüngeren oft eine Mischung aus Mitleid und Unverständnis – Opa checkt die Welt nicht mehr, Opa ist ja auch schon 54! Aber auch ältere und ernstzunehmende Erwachsene blenden mit aller Kraft die möglichen Nachteile der Smartphone-Nutzung aus. Da höre ich dann so tolle Statements wie: „Ich habe nichts zu verbergen!“, die eindrucksvoll zeigen, dass der oder die Betroffene überhaupt nicht verstehen kann oder will, dass es darum nicht geht.

1983 stießen sich breite Kreise dieser Gesellschaft noch – völlig zu Recht – daran, dass der Staat Einblick ins Private erhalten sollte. 2013 übertragen – teilweise dieselben – Menschen viel privatere Dinge nicht an den Staat, sondern völlig unkontrolliert an Google, Facebook, Samsung und Konsorten und machen damit Big Data überhaupt erst möglich. Wohin dies führt, kann man heute überhaupt noch nicht absehen. Aber es führt definitiv in keine gute Richtung, worauf kritische Geister wie Julian Assange seit Jahren zu Recht hinweisen.

BYOD aus Datenschutzsicht inakzeptabel

Erfreulicherweise mehren sich in den letzten Monaten die kritischen Stimmen, die erkennen, dass all diese Entwicklungen in der Mobility in die falsche Richtung führen. Die Wirtschaftswoche warnt in ihrer aktuellen Ausgabe völlig begründet und zu Recht vor dem inakzeptablen Bring Your Own Device (BYOD), auch wir taten dies schon mehrfach. Private Geräte mit den oft fragwürdigen Apps, die die Wirtschaftswoche kritisiert, sind Spionage-Tools in Firmennetzen und damit inakzeptabel.

Boykott der Datenkraken

Doch die Eingrenzung des Problems hinter das Firmentor greift zu kurz, die Unternehmen können das Problem allenfalls für ihren jeweils eigenen Bereich eindämmen. Es wäre Zeit für einen zweiten breiten gesellschaftlichen Konsens zum Widerstand gegen die Datensammelwut der Unternehmen, genauso wie dies gegen ACTA letztes Jahr auch erfolgreich war. Denn die Social Networks helfen nur den sie betreibenden Firmen. Ich habe noch nie über ein Social Network auch nur einen interessanten Geschäftsabschluss getätigt – im Gegenteil. Auf Xing schreiben mich Mentalcoaches, Trainer, Verkaufstrainer und ähnliche Gestalten in Heerscharen an – immer nur mein Bestes im Blick: mein Geld!

Es wird Zeit zum Volkszählungsboykott 2.0 – diesmal sind die neuen Datenkraken dran!

Über Klaus Düll 4 Artikel
ist seit vielen Jahren der Mobility im Enterprisebereich verbunden. Er ist ein international angesehener Consultant für mobile Fragen von Unternehmen und der Kopf hinter der datomo Mobility Suite, einer führenden mobilen Applikationswelt für Unternehmen. Zu seinen Hobbys gehört auch das Schreiben über Mobility, was er seit vielen Jahren tut. Andere Beiträge von ihm findet man im Pretioso Blog.

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