Digital Natives – wir sind die „Generation unzuverlässig“

 

Immer wieder liest und hört man von den „Digital Natives“ und den „Digital Immigrants“, gemeint ist mit ersterer jene Generation, die mit der Maus in der Hand zur Welt gekommen und mit dem Handy in den 90ern aufgewachsen ist. Im Gegensatz dazu haben die „Digital Immigrants“ den Umgang mit iPod, Smartphone & Co im Erwachsenenalter erlernen müssen. In aller Munde sind Natives gerade deshalb, weil es die Generation der jungen Erwachsenen ist, die gerade beginnt auf den Arbeitsmarkt zu drängen und die Welt in der wir leben mitzugestalten.

Es existiert bereits eine Liste an Eigenschaften die man dieser Generation zuschreiben will. Achtung, es liest sich fast schon wie ein Horoskop. :-) :

Digital Natives können Infos einfach schneller verarbeiten, sie besitzen eine geringere Konzentrationsspanne, jedoch eine verbesserte Augen-Hand Koordination. Weiters tendieren Natives dazu eine sehr emotionale Bindung zu ihrer Technologie wie Handys zu entwickeln, sie sind immer vernetzt, copyright ist ihnen ein Fremdwort und Information wird sowieso nur mehr digital konsumiert. Und diese Kosumation von digitalen Medien liegt bei den Natives im Schnitt bei 5,4 Medien gleichzeitig während die digitalen Immigranten es nur auf 1,7 bringen.

Hierarchien in der Arbeitswelt sind ihnen fremd und der Rest der Welt forscht und überlegt wie man mit der ersten – mittlerweile ja erwachsenen – Generation von Digital Natives besonders im Schul und Arbeitsumfeld umzugehen hat. Umzugehen hat? Als wären wir eine Spezies von einem anderen Stern die man unter Kontrolle kriegen muss. Und „wir“ sage ich deshalb, weil ich mich persönlich ja auch zu den Digital Natives zählen müsste, auch wenn ich bis zu meinem 20ten Lebensjahr keinen eigenen PC besaß. Dennoch falle ich dann doch gerade noch in die Jahrgänge die in der Literatur als Natives klassifiziert werden.

Gegen Ende meines Sonntagshoroskops über Digital Natives bin ich auf zwei weitere Attribute gestoßen, die mich zum Nachdenken gebracht haben.

1.) Digital Natives lernen, dass sie alles, immer, überall und sofort bekommen, dass sie die Wahl haben und selbst mit gestalten können.

2.) Wer jederzeit die Wahl hat, neigt immer weniger dazu sich festzulegen. Warum eine Party fest zusagen, wenn noch bis kurz vorher eine bessere Alternative winken kann? Verbindlichkeit wird zum Fremdwort.

Verbindlichkeit ist uns ein Fremdwort??

Es liest sich fast ein bisschen als wären wir die verzogenen Rotzlöffel die durch Handy & Internet erst Recht eine  „Ich kann alles haben, und ich kriege auch alles genau dann wann ich es will“ Attitüde an den Tag legen. Und wenn ich es nicht bekomme, dann lege ich mich auf den Boden und heule mir die Seele aus dem Leib?

Ähnlich tönt es aus den Lagern der „Generation Y“ Anhänger – eine andere Art der Stereotypisierung. Als Generation Y werden die 80er und 90er Jahrgänge bezeichnet, die Kinder der Elterngeneration X. Und genau im selben Tonfall wird hier ein ähnliches Lied auf uns gesungen, denn alles was wir wollen ist Karriere und Wohlstand – allerdings mit weniger Aufwand und schon gar nicht um jeden Preis:

They want to work, but they don’t want work to be their life. They want jobs with flexibility, telecommuting options and the ability to go part time or leave the workforce temporarily when children are in the picture.

Um es auf den Punkt zu bringen:

They’re like Generation X on steroids.

Hm. Wir wollen alles. Am das am besten vorgestern. Wollen aber nicht alles dafür geben. Und verlassen kann man sich auf uns anscheinend auch nicht. Warum wohl? USA Today hat zumindest für die amerikanische Generation Y eine Erklärung:

After 9/11, there is a realization that life is short. You value it more.

Ahja. 9/11 ist also schuld?

Ich muss sagen, dass ich persönlich kein Fan von dieser „Schubladen“ Mentalität bin, in der man sich eine schwarz-weiße Realität zurecht zimmert. Doch eins hat mich dann doch zum Schmunzeln gebracht:

Not everyone agrees with the language and underlying assumptions of the digital native, particularly as it pertains to the concept of their differentiation. There are many reasonable arguments against this differentiation. It entirely ignores the fact that the digital universe was conceived of and created by digital immigrants.

Tja, liebe Generation X, Mama, Papa oder auch Digital Immigrant: Wir sind wohl doch nur die Geister, die ihr gerufen habt :-)

Dein digital Native aus der Generation Y vom Planeten der Zukunft

Über die Autorin: Aleksandra Schmid ist Mobile Marketer und hat in den letzten Jahren zahlreichen Marken geholfen ihre ersten und auch zweiten mobilen Marketingschritte zu tun. Ihre Einblicke und Erfahrungen teilt sie gerne bei Vorträgen oder schreibt sie nieder, zu lesen unter anderem im Guide der Werbeplanung, im Marketing Magazin Update und hier auf mobile zeitgeist. Aus Amerika hat Aleksandra aber nicht nur spannende Geschichten, sondern auch den Gedanken des Netzwerkens und Wissensaustausches mit nach Hause gebracht und gemeinsam mit fünf Gleichgesinnten den  “MobileMonday Austria” ins Leben gerufen. Aleksandra gestaltet die Branche in Österreich aktiv mit und engagiert sich daher im Vorstand der “Mobile Marketing Association Austria” (MMAA). Seit Oktober 2009 ist Aleksandra bei IQ mobile für die Entwicklung osteuropäischer Märkte verantwortlich.

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